piwik no script img

Einblick (599)

Chou Yu-Cheng, Künstler

Foto: privat

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

CY:Ragnar Kjartansson in der König Galerie. Die Installation und die Reinterpretation haben mich beeindruckt, aber ich zweifle einiges an dem System dahinter an. Die Arbeit reflektiert die Macht des Kapitals. Es ist wichtig, die Position des Betrachters zu hinterfragen, der auf die Verschiebung der Macht von Szene zu Szene starrt.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Ich hatte ein unvergessliches Erlebnis bei einem Heavy-Metal-Konzert im Supamolly. Die Texte konnte ich nicht genau verstehen, weil alle sehr laut geschrien haben. Es war ein großes Chaos, aber ich hatte viel Spaß! So etwas findet man in Taipeh kaum.

Was ist dein/Ihr nächstes Projekt?

Mein nächstes Projekt findet in Asien, Australien und den USA statt. Darin möchte ich meine aktuelle Arbeit fortsetzen, die derzeit im Künstlerhaus Bethanien zu sehen ist.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Ich interessiere mich für aktuelle Gesellschaftsfragen und informiere mich darüber über soziale Netzwerke und verschiedene Zeitungen. Die Spannungen und Konflikte in Asien sind für mich als Künstler sehr spannend. Solche Phänomene in Kunst zu übersetzen, sind ein Schlüssel. Meine neue Arbeit verdeutlicht, dass Kunst auch auf andere Art Stellung nehmen kann, indem sie zu visueller und physischer Gewalt auffordert.

Zur Person

Chou Yu-Cheng ist 1976 in Taipeh geboren, wo er auch heute lebt und arbeitet. Studiert hat er in Paris an der l’Ecole Nationale Supérieure des Beaux-arts. Für seine Kunst, die sichmit dem Wechselspiel zwischen Ästhetik und Gesellschaft auseinandersetzt, hat er 2011 den Taishin Visual Art Award gewonnen. Seit Juli 2015 ist er Stipendiat am Künstlerhaus Bethanien.Dort ist derzeit eine Einzelausstellung von ihm zu sehen (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Ich mag es zu kochen, weil es eine Gelegenheit des Zusammenseins schafft. Kochen ähnelt dem Produzieren von Kunst sehr. Zuerst muss man das Material wählen und dann versuchen, ein neues Arrangement zu erfinden. Essen zu teilen ist eine sehr physische Erfahrung und es kann Kulturen miteinander verbinden. Die verschiedenen Essenskulturen interessieren mich sehr, weil es dabei nicht um korrekte Antworten, sondern um das Experiment geht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen