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BERND KRAMER ÜBER DEN VORSCHLAG EINES BILDUNGSSTAATSVERTRAGESRichtige Idee, falsche Zeit

Es ist eine richtige Idee zur falschen Zeit und auf die falsche Art: Die Schulminister aus Bayern, Sachsen und Niedersachsen preschten in dieser Woche mit ihrer Idee eines Bildungsstaatsvertrages vor, der für vergleichbare Schulabschlüsse und die gegenseitige Anerkennung von Lehrerexamina sorgen soll. An dem Anliegen ist an sich nichts auszusetzen.

Dennoch würde ein Staatsvertrag im Augenblick wohl eher das Gegenteil bewirken. Derzeit stellt die Bundesregierung den Ländern 500 Millionen Euro in Aussicht, damit diese in Modellprojekten ihre Lehrerausbildung verbessern – aber nur, wenn sie den Wechsel von Lehrern zwischen den Ländern erleichtern. Tatsächlich kann ein Lehrer heute schon bundesweit arbeiten, nur eben oft nicht zu gleichen Konditionen wie ein im jeweiligen Land ausgebildeter Kollege. Dieses Ärgernis rechtfertigt aber allein noch keinen Staatsvertrag, der erst einmal von 16 Landesparlamenten beschlossen werden müsste, bis er für alle in Kraft tritt. Das 500-Millionen-Bonbon, mit dem der Bund lockt, dürfte bis dahin längst vergessen sein. Dafür dürfte der Vorstoß der drei unionsregierten Bundesländer so manchen Kollegen nachhaltig verprellt haben.

Natürlich könnte ein Staatsvertrag sicherstellen, dass Schulabschlüsse gleichwertig sind. Bis 2017 soll es einen gemeinsamen Aufgabenpool für das Abitur geben. Allerdings bleibt es den Ländern überlassen, ob sie tatsächlich Prüfungsaufgaben daraus stellen. Konsequenter wäre es, solche Standards in einen verbindlichen Vertrag zu gießen. Aber nachhaltig und mit breiter Unterstützung der Länder. Ein Schnellschuss einiger, nur um Fördergeld für ein doch sehr spezielles Feld wie die Lehrerbildung zu bekommen, schadet der Idee eher.

Ein Staatsvertrag wäre aber immer noch die zweitbeste Lösung. Die utopische erstbeste hieße: Für Bildung ist in diesem Land der Bund zuständig.

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