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Archiv-Artikel

Gegen Betonköpfe

Wasserverband plant Sickerflächen für Regenwasser

Ob Abwasser, Hochwasser oder Regenwasser – die Emschergenossenschaft mit Sitz in Essen ist Spezialistin für alle H2O-Varianten. Gestern unterzeichnete der Wasserverband in Dortmund gemeinsam mit NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) und 17 Stadtspitzen der Emscherregion die „Zukunftsvereinbarung Regenwasser“.

In den nächsten 15 Jahren werden in jeder beteiligten Stadt 15 Prozent des Regenwassers von der Kanalisation abgekoppelt und dafür neue Sickerflächen geschaffen – ein bundesweit einzigartiges Vorhaben. Finanziert wird das Ganze aus Abwassergebühren, Landesmitteln und EU-Fördergeldern. Jeden Tag werden laut Emschergenossenschaft in Nordrhein-Westfalen 18 Hektar Land neu bebaut. Da zunehmend mehr Flächen versiegelt werden, rauscht das Regenwasser über Abflüsse direkt in die Kanalisation und wird anschließend aufwändig und unnötig gereinigt. Das neue Abkommen könnte Abhilfe schaffen: Es soll nicht nur die Region vor Hochwasser und natürliche Bachläufe vor dem Austrocknen schützen. Auch Gebührenzahler dürften profitieren, da weniger Abwässer gereinigt werden müssen.

Mit Regenwasser hat die Emschergenossenschaft Erfahrung: Seit 1994 fördert und realisiert der Wasserwirtschaftsverband zahlreiche Programme über den Umgang mit dem Nass. Der Verband wurde am 14. Dezember 1899 als erster seiner Art in Bochum gegründet und wird von seinen Mitgliedern – Städten, Wirtschaft und Bergbau – getragen. Allein für die Zukunftsvereinbarung hat die Emschergenossenschaft rund 4.000 Projekte entwickelt. So sollen etwa auf Parkplätzen und Schulhöfen Betonflächen entsiegelt werden. Als Vorbild dient etwa das Aldi-Logistik-Zentrum in Essen: Dort wird Regenwasser über steinerne Rinnen zu extra angelegten Sicker-Rasenflächen geleitet. Die Zukunftsvereinbarung dient auch dem wichtigsten Mammutprojekt der Emschergenossenschaft: Der Emscher-Renaturierung. Die Emscher – längste Kloake Europas – soll sich bis 2020 in eine liebliche Auenlandschaft verwandeln. Rund 400 Kilometer Kanalnetz werden dafür unterirdisch verlegt, Kosten: 4,4 Milliarden Euro. Je weniger Regen in die Kanäle fließt, desto geringer die Abwassermenge – entsprechend kleiner können die Rohre gebaut werden. GESA SCHÖLGENS