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Archiv-Artikel

Neonazis kommen nicht in die Magdeburger Innenstadt

PROTEST 12.000 GegnerInnen der jährlichen Demo der Rechten blockieren das Stadtzentrum

MAGDEBURG taz | Die Performance überraschte. Auf der „Meile der Demokratie“ marschierte am Samstag eine Gruppe, die aussah, als gehörte sie zu den Autonomen Nationalisten. Hektisch stoppte die Polizei die vermeintlich 30 Neonazis. Doch die friedliche Gruppe wollte den „Neonazis den Spiegel vorhalten“. Hundert Meter weiter kippten die Frauen und Männer Kunstblut auf die Straße und zogen die schwarzen Oberteile aus. Auf einem Transparent stand: „Gegen das Vergessen. Dass Faschismus ein Verbrechen bleibt“.

Der Anlass: Der alljährliche „Trauermarsch“ des neonazistischen Aktionsbündnisses „Initiative gegen das Vergessen“ in der sachsen-anhaltischen Stadt. In diesem Jahr konnte das Bündnis um den Bundesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN), Andy Knape, aber nicht durch die City ziehen. Über 12.000 Menschen waren gegen rechts auf den Straßen und versuchten die Neonaziroute zu blockieren. Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sagte: „Mit dieser Ideologie wollen wir nichts zu tun haben.“

Der Tag der Bombardierung der Stadt am 16. Januar 1945 durch alliierte Luftstreitkräfte würden von den „Leuten missbraucht, die die Geschichte verdrehen wollen“. Mittags stand fest: Straßenfest und Straßenblockaden zwangen die etwa 900 Neonazis, im Süden der Stadt aufzumarschieren. Großen Protest gab es dort nicht.

In der Innenstadt jedoch gerieten Gegendemonstranten und Polizei massiv aneinander. Nahe der Meile kesselte die Polizei friedliche Demonstranten ein. An anderen Stellen setzten Beamte Schlagstöcke und Pfefferspray ein.

Den Tag bewertete das zu den Blockaden aufrufende „Bündnis Magdeburg Nazifrei“ dennoch als „Teilerfolg“. Die Neonazis konnte nur am Stadtrand marschieren, anreisende Neonazigruppen gelangten nicht zum Marschort vor. „Die Meile der Demokratie hat natürlich auch die Intention, das Zentrum für die Neonazis zu blockieren“, sagte Wulf Gallat, Fraktionsvorsitzender der Linken im Landtag. „Es freut mich, dass zu der Meile Menschen kommen, die ich nicht kenne.“ Er sagte aber auch, dass die Neonazis ohne die Proteste nicht gestoppt worden wären. „In Magdeburg brauchen wir die Meile und die Blockaden.“

ANDREAS SPEIT