Einblick (595)

Silke Nowak, Künstlerin und Kuratorin

Foto: Fabian Schubert

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

SN: Mary Heilmann im Hamburger Bahnhof. In ihrer Malerei tropft Farbe, Übermalungen bleiben sichtbar, sie verwendet ungewöhnliche Formate und leuchtende Farben. Es gibt viele direkte und indirekte Verweise auf die geometrische Formensprache der Moderne, sie verbindet ihre Bilder aber mit ihrem Leben und ihrem Alltag, wählt als Bildtitel die Namen verflossener Lieben oder Liedtexte. Geometrische Formen verwandeln sich bei ihr in Landschaften oder architektonische Formen. Mein liebstes Bild ist „Robert’s Garden“: Durch den Titel und Heilmanns Beschreibung werden schwarze Rechtecke zu Grabsteinen oder Baumstümpfen, Farbtropfen zu Tränen.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Nika Son macht tolle Musik! Sie arbeitet mit Synthesizern und aufgenommenen Geräuschfragmenten, aus denen sie repetitive Musik produziert. Sie spielt oft live und legt regelmäßig im Pudel Club in Hamburg auf.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Ich habe angefangen, „The little Black Book of Grisélidis Réal“ zu lesen. Réal war Sexarbeiterin, Malerin, Literatin und politische Aktivistin. Im Buch beschreibt sie ihre Erfahrungen und ihre Praxis als Sexarbeiterin, benennt Namen von Klienten und deren Vorlieben.

Was ist dein/Ihr nächstes Projekt?

Ich bereite eine Einzelausstellung im Acud vor und für meinen Projektraum Schneeeule sammle ich Ideen. Dabei ist es mir wichtig, auch verborgene und wenig beachtete künstlerische Positionen, vor allem weibliche, sichtbar zu machen.

Zur Person

Silke Nowak ist 1978 geboren und hat in Stuttgart, Wien, Łódź und Berlin freie Kunst studiert. Heute arbeitet sie in Berlin als Künstlerin – ihr Werk umfasst hauptsächlich Zeichnungen und Installationen – und organisiert seit 2012 Ausstellungen für den Projektraum Schneeeule. Schon mehrfach hat sie Arbeiten von Verena Pfisterer gezeigt, zuletzt in einer Gruppenausstellung bei Acud Macht Neu und aktuell bei Exile (s. oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Im Frühjahr und Sommer die Gesänge der Vögel vor meinem Fenster und im Park. Im Winter, wenn ich mein Rad gegen ein BVG-Ticket tausche, sind es die Musikanten, die in der Bahn spielen. Egal wie gut oder schlecht die Musik sein mag, ich bekomme gute Laune davon.