Alle wollen „Warum Israel“ zeigen

FILMVORFÜHRUNG Nach der Zensur des Lanzmann-Films „Warum Israel“ Ende Oktober im B-Movie auf St. Pauli zeigen die Blockierer den Film heute selbst – vier Tage vor dem zweiten Versuch, ihn ins B-Movie zu bringen

ist französischer jüdischer Regisseur. Bekannt wurde er 1985 mit dem neunstündigen Dokumentarfilm „Shoah“ über die Erinnerung an den Holocaust.

■ In „Warum Israel“ präsentierte Lanzmann 1972 aus verschiedenen Perspektiven Gründe für die Existenz des 25 Jahre zuvor geründeten Staates. Zusammen mit „Shoah“ sowie „Tsahal“ (1991–1994) bildet der Film eine Trilogie.

Der Film „Warum Israel“ von Claude Lanzmann wird in dieser Woche gleich zweimal in der Brigittenstraße 5 zu sehen sein. Nachdem Blockierer aus dem „Internationalen Zentrum B 5“ die Vorführung am 25. Oktober gewaltsam verhinderten, zeigen nun auch sie den Film des „Shoah“-Regisseurs. Fünf Tage bevor die Gruppe Kritikmaximierung den Film am kommenden Sonntag in einem zweiten Anlauf im B-Movie zeigen will.

Die Sozialistische Linke (Sol), eine Gruppe aus dem B 5, versteht das „Internationale Zentrum“ als einen „angemessenen Rahmen“ für eine ergebnisoffene Diskussion. „Ich finde es absolut lächerlich, dass die B 5 den Film zeigt“, sagt dagegen Martin Schnitzer aus dem benachbarten B-Movie. Erst hätten sie die Filmvorführung mit Gewalt verhindert und warum sie ihn jetzt zeigen, verstehe niemand.

Die Sol begründet ihre Filmvorführung als eine Reaktion auf den Vorwurf, ihre Blockade der von der Gruppe Kritikmaximierung organisierten Veranstaltung sei antisemitisch motiviert. Es gehe den Blockierern nicht „um das Delegitimieren des israelischen Staates, nie um Lanzmanns Film und erst recht nicht um die Person Claude Lanzmann“, erklärt die Sol. Der Inhalt ihrer Zensurmaßnahme hätte sich gegen die Gruppe Kritikmaximierung gerichtet, sagt ein Blockierer.

Das sieht Schnitzer anders. Sowohl in ihrer ersten Erklärung, als auch auf dem Flugblatt, das bei der Blockade verteilt wurde, habe die B 5 ihre Absichten anders dargelegt: „Diese Leute haben den Film als pro-zionistischen Propagandafilm und die Veranstaltung als Hetze bezeichnet“, sagt Schnitzer. Die Vorführung im B-Movie werde eine andere sein. „Wir wollen nicht zu denen gehen und uns den Film in diesem Klima ansehen – und das kann ich auch niemandem empfehlen“, so Schnitzer.

Heute um 17 Uhr in der B 5 und am kommenden Sonntag um 16 Uhr im B-Movie kann man einen Eindruck davon gewinnen, in welchem „Klima“ und „Rahmen“ es sich in dieser Auseinandersetzung über den Lanzmann-Film „Warum Israel“ diskutieren lässt. Eine weitere Gelegenheit gibt es am 17. Januar im Uebel & Gefährlich – mit anschließender Diskussion mit Claude Lanzmann.LENA KAISER

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