Hauptschule bringt schlechte Noten

Weit entfernt vom Klassenprimus namens Bayern: Hamburg wurde Zweitletzter im Pisa-Mathematikvergleich. Dafür gibt es in der reichen Hansestadt aber auch die höchsten Anteile an benachteiligten Schülergruppen

von Kaija Kutter

Geahnt, dass mit den neuen Pisa-Ergebnissen eine „Bombe“ zu erwarten sei, hatte mancher schon länger. Seit gestern gibt es Gewissheit: Bayern stellt beim bundesweiten Pisa-Vergleich von 2003 für das Fach Mathematik alle anderen in den Schatten. Dies geht aus einer Zusammenfassung der Ergebnisse des Pisa-Konsortiums hervor, die der taz vorliegen. Bitter für Hamburg, das beim ersten Pisa-Ranking von 2000 nicht dabei war: Es steht, kurz vor Bremen, auf Platz 15 der 16 Bundesländer.

Die Ergebnisse werden in Punkten gemessen, wobei der Wert 500 den OECD-Durchschnitt markiert. Der Abstand zwischen Bayern und Bremen (533 und 471 Punkte) entspricht umgerechnet einem Lernrückstand von anderthalb Schuljahren. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 503 Punkten, Hamburg erzielte 481. Allerdings haben Bremen und Hamburg auch den höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund: 35,8 und 34,6 Prozent. Die Pisa-Forscher um den Kieler Pädagogen Manfred Prenzel haben diese Einflüsse mit einberechnet und kommen zu dem Schluss, dass Hamburg dadurch sieben Punkte gewinnt und auf Platz 13 vorrutscht.

Nun dürfte es in der Stadt Diskussionen geben, ob diese Faktoren ausreichend berücksichtigt wurden. So läge Hamburg im Bund auf Platz 4, wenn nur die Schüler ohne Migrationshintergrund berücksichtigt würden.

Hinzu kommt: Hamburg hat mit rund 25 Prozent den bundesweit höchsten Anteil an Schülern, die über sehr schlechte Startchancen verfügen, was Ausbildungsstand und sozialen Hintergrund der Eltern angeht – Werte, die in Sachsen oder Bayern sehr viel geringer ausfallen. Die GAL-Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch sieht darin einen sozialpolitischen Skandal: „Hamburg ist die reichste Stadt, in der die Schere zwischen Arm und Reich am größten ist“.

Für die weitere schulpolitische Debatte wird der erstmals veröffentlichte Vergleich nach Schulformen ausschlaggebend sein. Demnach liegen Bayerische Hauptschüler (462 Punkte) noch vor Hamburger Gesamtschülern (456). Und Bayerns Realschüler (561 Punkte) sind Hamburgs Gymnasiasten (570) dicht auf den Fersen. Hamburgs Hauptschulen mit ihren 379 Punkten bilden zusammen mit den Bremer und Berliner Hauptschulen (381 und 374 Punkte) das Tabellenende. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass diese Schule in Hamburg nur von 10,6 Prozent der Schüler besucht wird, während sie in Bayern 32,2 Prozent ausmacht. Auch öffnet Hamburg seine Gymnasien und führt mehr Schüler zum Abitur.

Gute Ergebnisse auch am unteren Ende des Spektrums verzeichnen Länder, die die Hauptschule als Restschule abgeschafft haben. So gibt es im Saarland nur noch die „Integrierte Gesamtschule“ und die „Erweiterte Realschule“ – beide schneiden besser ab als die Hamburger Realschule. Auch in Sachsen und Thüringen gibt es nur ein zweigliedriges Schulsystem. Dort erreichen „Regelschule“ und „Mittelschule“ passable Ergebnisse. Dies ist insofern von Bedeutung, als die Autoren der Pisa-E-Studie für Deutschland eine der „größten Herausforderungen“ in der Förderung leistungsschwächerer Schüler sehen.