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Neu im Kino

„Mord in Pacot“ Foto: EZEF

Eigentlich ist alles schon vorbei, wenn der Film einsetzt: Raoul Pecks „Mord in Pacot“ beginnt unmittelbar nach dem Erdbeben, das Haiti im Jahr 2010 verwüstet hatte. Die beiden zentralen Protagonisten kommen aus der oberen Mittelschicht der Insel. Sie nehmen Alex, einen weißen Mitarbeiter einer Hilfsorganisation, und seine haitianische Geliebte als Mieter auf, um den Wiederaufbau ihres Anwesens finanzieren zu können. Alex’ Arbeitgeber trägt den vielsagend schwachsinnigen Namen „Beyond Aid Unlimited” und produziert vor allem schöne Fotos von weißen Helfern und schwarzen Geholfenen. Tatsächlich ist das ein zentraler politischer Einsatzpunkt des Films: die Kritik am System der internationalisierten Entwicklungshilfe. Das Kalkül des durchaus raffinierten Drehbuchs, in einem Mikrokosmos postkolonialer Befindlichkeiten die privaten Leidenschaften eines Eifersuchtsvierecks mit den politischen Verwerfungen einer nationalen Tragödie kurzzuschließen, geht nicht immer auf. Dass der Film dennoch auch über seine zwei Stunden Laufzeit die Spannung halten kann, liegt vor allem an den Darstellern.

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