: Wir müssen uns entschuldigen
FLEDDER-TAZ Unsere neue Druckerei hat geliebte Frühstücksrituale zerstört
Liebe Leser, wir haben es doch nur gut gemeint. Und jetzt das: Hunderte Mails und Online-Kommentare mit Ihren Beschwerden. Wir haben uns da völlig verschätzt. Das tut uns leid. Aber nun gibt es keinen Weg mehr zurück.
Es geht um den Wechsel einer unserer drei Druckstandorte. Die Caro-Druckerei in Frankfurt stellte zum Jahreswechsel ihren Betrieb ein. Bei Caro waren wir sehr gerne, aber Caro hatte einen Nachteil: Die Maschine dort konnte die Zeitung nur in einem einzigen Teil drucken. Jede andere vernünftige Zeitung besteht ja aus mehreren ineinandergelegten Teilen: Politik, Wirtschaft, Feuilleton, Lokales. Wir Zeitungsleute nennen diese Teile „Bücher“. Auch an unseren anderen beiden Druckstandorten entsteht eine taz in vier Büchern. Eine neue Druckerei fanden wir in Gießen. Eine, die wie jede gute Druckerei auch Bücher drucken kann. Endlich, dachten wir. So ein Mist, dachten Sie.
„Hilfe! Die taz will nicht mehr gelesen werden! Sie fällt mir in den Händen auseinander!“, lautet einer der 240 Online-Kommentare. Auch der Vorwurf der Täuschung kam auf: „Ich habe eine Zeitung abonniert, keine Blättersammlung!“ Gerade unterwegs gibt es Nachteile: „Mit dieser taz ist Zeitunglesen an der Bushaltestelle bei Wind oder in der Bahn extrem schwierig.“ Aber auch daheim kann es zu Problemen kommen: „Die taz am Stück konnte ich einhändig halten (und mit der anderen Hand die Teetasse halten) – wenn ich die Spalten am Falz lesen wollte, nahm ich die zweite Hand dazu (und stellte die Tasse ab). Die gestückelte taz geht mir dabei flöten, weil sie beim zweihändigen Halten auseinanderklappt.“
Das hat uns überrascht, liebe Leser. Wir haben das Beste für Sie gewollt, und Ihnen das Liebste genommen: Ihre Gewohnheiten.
Nur leider, und das ist uns etwas unangenehm, können wir das jetzt nicht mehr ändern. Genauso wenig wie die Maschine in Frankfurt mehrere Bücher drucken konnte, genauso wenig kann die Maschine in Gießen ein Buch drucken. Wir haben uns das erklären lassen. Die Technik gibt das nicht her.
Man kann die Maschine überlisten, aber das ist wirklich sehr aufwändig. Man müsste dazu eine Doppeltaz mit doppelt so vielen Seiten drucken. Man müsste dafür doppelt so viele Druckplatten belichten, doppelt so viele Druckwalzen benutzen. Die Kosten wären um 25 bis 30 Prozent höher. Es wäre ein Irrsinn.
Was aber problemlos ging und was wir dann auch gemacht haben: Die taz im Westen sofort von vier auf zwei Bücher reduzieren. Das gab aber wieder neue Proteste von Lesern, die sich schon an die neue Stückelung gewöhnt hatten: „Die letzten beiden Tage waren wir restlos begeistert von der neuen taz-Aufteilung in vier Blöcke. Endlich konnte man die taz am Frühstückstisch zu zweit lesen, ohne die Zeitung komplett zu zerfleddern. taz in vier Blöcken muss bleiben!“ SEBASTIAN HEISER
■ Diskutieren Sie mit: www.taz.de/hausblog