Berliner Szenen: Ausflug an den See
Der Mann schwimmt
Er geht nicht gern an den See. Zu viel Sonne, zu viele Menschen, zu warm. Aber es ist Sommer, und wir haben ein 23 Jahre altes Auto von einer Freundin geliehen. „Bitte, bitte, bitte. Ich will an den See!!!“ Er recherchiert im Netz und sucht auf Google Maps nach Badestellen. „Das geht so nicht, du erkennst doch nicht, wo es schön ist, wo wir baden können.“ Doch, geht, er zoomt in die Seen rein und checkt, ob es gut aussieht.
Wir streiten. Wir entscheiden uns für den Kiessee Arkenberge (und hiermit ist mein neuer Geheimtipp dahin).
Der See befindet sich im Norden von Pankow, bietet viele Schattenparkplätze, zahlreiche sandige Badestellen, grüne Liegewiesen – und ist nicht zu voll.
Wir legen uns hin, der Hund flitzt zu einer Gruppe Russen, die Fleisch grillen. „Irre, die grillen ausschließlich Fleisch! Die haben keinen Salat dabei, kein Gemüse, nichts. Nur Fleisch und Bier.“ Der Hund hofft, dass von dem vielen Fleisch etwas herunterfällt.
Der Mann geht schwimmen, dafür ist er schließlich am See. Er schwimmt und schwimmt, und ich verliere ihn aus den Augen. Ich döse. Nach einer halben Stunde werde ich wach, er scheint immer noch zu schwimmen. Ich will ihm eine SMS auf sein Handy schreiben, ob ich die Wasserwacht anrufen soll. Da fällt mir ein, dass sein Handy im Auto liegt.
Er kommt aus dem Wasser, setzt sich neben mich und fragt: „Gehen wir wieder?“ Na gut, er ist ja jetzt geschwommen. Wir räumen langsam die Sachen zusammen. Plötzlich hört sich das Russisch von nebenan wie Französisch an. „Klingt Russisch wie Französisch, oder sind das doch Franzosen?“
Wir schlendern zurück zum Auto. Dabei kommen wir an einem aufwendig gestalteten Picknickplatz vorbei. Jetzt sehen wir, dass die Männer vom Ufer dort ihre Fleischspieße hintragen und mit mehreren Familien essen. Dazu gibt es auch Salat. Nicola Schwarzmaier
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