Einblick (587)

Tomas Espinosa, Künstler

Foto: Oriana

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie/dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

TE: „Moby Dick“ von Michael Beutler im Hamburger Bahnhof hat mich sehr inspiriert. Die Entstehungsprozesse einer künstlerischen Arbeit werden sichtbar gemacht, die Zuschauer erleben mit, wie alle Elemente einer Installation entstehen. Industriell gefertigte Materialien wie Papier, Metall, Holz oder Kunststoffe werden durch selbst entwickelte Apparate verarbeitet und in Strukturen transformiert. Es ist magisch, da hindurchzulaufen und die einzelnen Elemente zu erleben.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie/kannst du empfehlen?

Vielleicht klingt es ein bisschen nach Standard: Aber wenn ich gute Musik mit einem sehr gutem Sound hören möchte, gehe ich ins Berghain. Aber in Berlin lässt man sich am besten einfach treiben. Man findet immer wieder was, für jeden Geschmack. Das macht Berlin so interessant.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie/dich durch den Alltag?

Zurzeit lese ich einen Katalog des Künstlers Erwin Wurm. Ich finde seine Gedanken über skulpturale Arbeiten sehr inspirierend. Ein ständiger Begleiter ist auch „Das obszöne Werk“ von Georges Bataille – ich habe es schon mehrmals gelesen, muss es aber immer wieder aufs Neue erleben. Für meine Arbeit lese ich gerade „Gender Trouble“ von Judith Butler, ein sehr wichtiges Buch für die Gender-Theorie.

Was ist dein/Ihr nächstes Projekt?

Ende September fahre ich nach Prag. Ich zeige dort in der Nationalgalerie meine UdK-Abschlussarbeit im Rahmen einer Preisverleihung: eine Serie von Fotografien einer Spiegel-Installation, die ich an der Crui­sing-Area im Tiergarten gemacht habe. Und eine Installation/Performance: 300 Gurken aus Ton, die die Besucher gemeinsam mit mir anfassen können.

Zur Person

Tomas Espinosa wurde 1985 in Bogotá geboren und lebt seit 2007 in Berlin. Er studierte an der UdK Berlin u. a. bei Ólafur Elíasson und macht gerade seinen Abschluss als Meisterschüler bei Manfred Pernice. In seiner ersten Einzelausstellung in der Berliner Entretempo Kitchen Gallery zeigte er im Herbst 2014 Keramiken: u. a. Gurken, Kochbananen und Maniok. Seine skulpturalen Installationen beziehen oft die Zuschauer/innen mit ein.

Welche Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen/dir am meisten Freude?

Karibische Musik zu hören, zu tanzen – eine Tafel Schokolade und die Küsse meiner Liebe.