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Archiv-Artikel

Eine ziemlich teure Leihstimmenkampagne

CDU & FDP Die Auftritte von Ministerpräsident David McAllister mit FDP-Politikern kosten seine Partei Prozente

„Die Leihstimmenkampagne hätten wir uns sparen können“

EIN CDULER

AUS HANNOVER TERESA HAVLICEK

Als am Sonntag um 18 Uhr die ersten offiziellen Prognosen und Hochrechnungen zum Wahlausgang in Niedersachsen kommen, bleibt die CDU in ihren Fraktionsräumen im Landtag in Hannover ohne ihren Spitzenkandidaten. David McAllister zeigt sich nicht. Dabei ist hier schon alles vorbereitet. Die „I’m a Mac“-Pappschilder zum Jubeln lagen schon am Mittag aus, das Fassbier steht längst bereit.

Alles ist unklar: Weder Schwarz-Gelb noch Rot-Grüne kommen in den ersten Hochrechnungen auf eine klare Mehrheit, ein Sitz Vorsprung für CDU und FDP. Die Frage, ob er CDU-Ministerpräsident bleibt, wird sich für McAllister erst im Laufe des Abends entscheiden. Ebenso die Frage, ob mit einer schwarz-gelben oder einer großen Koalition. Diese Variante hatten im Wahlkampf weder er noch sein SPD-Kontrahent Stephan Weil ausgeschlossen. Und solange die Hochrechnungen nicht belastbar sind, will McAllister am Wahlabend nicht vor seine Leute und die Presse treten.

Dabei war er sich noch am Mittag sicher gewesen, dass er Regierungschef bleibt. „Ein guter Tag für die CDU“, hatte er schon vormittags verkündet, als er im heimischen Bad Bederkesa selbst zur Wahlurne ging. Im Landtag zeigte er sich bereits am späten Nachmittag. Ein ungewöhnlicher Schritt: Üblicherweise zeigen sich die Spitzenkandidaten erst nach der ersten offiziellen Prognose am frühen Abend. McAllister aber kam bereits, als die ersten Tendenzen gerade durchsickerten – und mag sich dann nicht zeigen, als die ersten offiziellen Trends kommen. Denn der klare Gewinner ist an diesem Abend die bis dahin abgeschriebene FDP.

McAllister hat sich in den vergangenen Wochen voll reingehängt, den schwächelnden Bündnispartner zurück in den Landtag zu hieven. Eine offizielle Leihstimmenkampagne hat es zwar nicht gegeben, dafür McAllister-Auftritte bei der FDP. Noch am Samstag war er mit deren Spitzenkandidat Stefan Birkner beim Straßenwahlkampf in Hannover unterwegs.

Und genau das hat seine CDU jetzt Prozente gekostet. Die liegt schon in den ersten Prognosen weit unter 40 Prozent. Bei der letzten Landtagswahl 2008 holte die CDU unter McAllisters Amtsvorgänger Christian Wulff noch 42,5 Prozent. „Die Leihstimmenkampagne hätten wir uns sparen können“, ist dann am Wahlabend auch aus der CDU zu hören.

Dass es so ungewiss sein würde, ob McAllister Regierungschef bleibt, hatte hier niemand erwartet. Erstmals stand der 42-Jährige an diesem Sonntag zur Wahl zum Ministerpräsidenten. Bislang hat er seine Ämter und Funktionen stets von Wulff geerbt. 2010 folgte er nach dessen Wechsel ins Bundespräsidialamt in Berlin als Ministerpräsident. Zuvor hatte Wulff McAllister zum Fraktionschef im Landtag berufen, als er 2003 erstmals in die Staatskanzlei in Hannover einzog. 2008 trat er auch den Vorsitz der Landes-CDU an ihn ab.

Und jetzt hat die Niedersachsen-CDU im Wahlkampf voll und ganz auf McAllister gesetzt: „I’m a Mac“, war ihr Slogan. Im Wahlkampfsong besang sie zu Dudelsackklängen ihren „Häuptling“, eine Anspielung auf McAllisters Hintergrund: Als Sohn eines Schotten und einer Deutschen ist er der einzige Ministerpräsident bundesweit mit doppelter Staatsbürgerschaft.

Nur die Kanzlerin durfte neben ihm glänzen. Siebenmal ist sie im Wahlkampf mit McAllister aufgetreten, einem ihrer loyalsten Länderchefs: Öffentliche Kritik gibt es von ihm nicht, stattdessen betont er stets seinen „kurzen Draht“ zur Kanzlerin.

Alles hat McAllister in diesem Wahlkampf versucht wegzulächeln: Dass Niedersachsen Drittletzter beim Kita-Ausbau ist? Ein typisches Flächenlandphänomen, dafür habe man jetzt mit die höchste Ausbaudynamik. Dass Niedersachsens Schulden in zehn Jahren Schwarz-Gelb von 40 auf über 60 Milliarden stiegen? Dafür wolle man jetzt die Schuldenbremse schon 2017 statt 2020 einführen, wie es das Grundgesetz vorsieht. „Es gibt keine Wechselstimmung“, hat er wie ein Mantra immer und immer wieder wiederholt, selbst als Rot-Grün in Umfragen noch sicher vorne lag.