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Unterm Strich

Foto: dpa

Das ist ja nachgerade donquijottisch:Das internationale Wind- und Wassermühlen-Museum im niedersächsischen Gifhorn leidet unter erheblichem Besucherschwund. Museumsgründer Horst Wrobel sprach gegenüber der dpa sogar von drastisch gesunkenen Zuschauerzahlen: Statt wie früher 250.000 fänden heutzutage nur noch 60.000 Menschen pro Jahr den Weg zu den Windmühlen. Und dieser seit der Jahrtausendwende spürbare Rückgang um zwei Drittel sei für das kleine Museum existenzgefährdend: Die schwindenden Einnahmen durch weniger verkaufte Eintrittskarten fehlen als Beitrag zur Kostendeckung bei der Erhaltung der alten Bauwerke. Deshalb kann Wrobel, der sich eigentlich mit der Stadt Gifhorn schon auf die Gründung einer Stiftung zur besseren Bestandssicherung und Verwaltung seines Museums verständigt hatte, nicht auf dem Erreichten ausruhen. Die Stadt erwartet nun ein neues, schlüssiges Konzept des Eigentümers. Da bleibt uns nur ein Zitat aus Cervantes’Meisterwerk: „Welcher Tanz ist der Distanz?“ (Sancho Pansa). Auf nach Gifhorn!

Ganz anders in Münster. Dort jubelt das dortige Picasso-Museum, weil es einen bedeutenden Zuwachs erhalten hat. Und zwar die deutschlandweit einzigartige Sammlung von 120 Werken aus der Grafiksammlung von Henri Matisse (1896–1954),die dem Haus als Dauerleihgabe nun überlassen werden. Dabei handelt es sich um die größte Kollektion mit Werken von Matisse im ganzen Land. Sie umfasst Grafiken aus den Jahren 1906 bis 1951, die bisher noch gar nicht öffentlich ausgestellt waren. Über Kaufpreis und Wert machte das Museum keine Angaben. Bis vor Kurzem lagerten die Kunstwerke jedenfalls in einem Banksafe in Paris, der den Erben der Familie Matisse gehören soll. Zu sehen sein sollen die Werke übrigens ab Herbst 2016, zusammen mit Gemälden und Skulpturen von Matisse. Was würden Pablo Picasso und Henri Matisse wohl selbst dazu sagen? Die Künstler konnten sich, so ist es überliefert, überhaupt nicht ausstehen. Museumsleiter Markus Müller beschwichtigt: Beide Künstler hätten dasselbe Stilmerkmal geschaffen: die Verwandlung von Personen in Flächen.

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