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Archiv-Artikel

Geiselnahme und Befreiung fordern über 80 Tote

ALGERIEN Regierung spricht von 32 Terroristen aus dem Norden Malis. Drohungen der Extremisten

Regierung berät noch über uneingeschränkte Überflugrechte für Frankreich

ALGIER dapd/dpa/afp | Die Zahl der Opfer der Geiselnahme in der algerischen Wüste steigt weiter. Auf dem verminten Gelände der von Islamisten besetzten und dann von algerischen Spezialeinheiten gestürmten Gasförderanlage In Amenas fanden Minensucher am Sonntag weitere 25 Tote. Viele waren so entstellt, dass die Sicherheitskräfte noch nicht sagen konnten, ob es sich um Opfer oder Täter handelte. Nach Angaben der algerischen Sicherheitskräfte wurden auch zwei Islamisten gefunden, deren persönliche Dokumente sie als Kanadier ausgewiesen hätten.

Nach Angaben der Regierung in Algier waren an der Geiselnahme 32 Terroristen aus dem von islamistischen Rebellen beherrschten Norden Malis beteiligt. Das gab die Regierung am Montag bekannt. Bei der Geiselnahme und einem Befreiungsversuch seien 37 ausländische Geiseln aus acht Ländern getötet worden. Außerdem seien bei dem Militäreinsatz zur Befreiung der Geiseln 29 Kidnapper getötet worden.

Nach dem Sturm auf den Industriekomplex am Samstag hatte die Regierung zunächst mitgeteilt, dass 23 Geiseln und 32 Extremisten getötet worden seien. Ein Sprecher hatte aber eingeräumt, dass sich die Zahl der Getöteten noch erhöhen dürfte. Sicherheitskräfte suchten das Gelände nach Minen und anderen Explosivstoffen ab. Die nun entdeckten Leichen könnten ausländische Geiseln, Algerier oder Terroristen sein, sagte ein Informant. Da zudem ein befreiter Rumäne seinen Verletzungen erlag, stieg die Zahl der Toten auf mindestens 81. Schätzungen zufolge ist das Schicksal von fast zwei Dutzend Ausländern noch ungeklärt.

Einige algerische Medien berichteten, dass fünf der Extremisten lebend gefasst worden und drei entkommen seien. Eine Bestätigung dafür aus Sicherheitskreisen war zunächst nicht zu erhalten. Die sogenannte Maskierte Brigade, die hinter dem Überfall stecken soll, drohte mit weiteren derartigen Anschlägen gegen jedes Land, das die französische Intervention in Mali unterstützt. Alle Muslime sollten sich „zu ihrer eigenen Sicherheit von all den westlichen Firmen und Anlagen fernhalten, besonders von den französischen“, hieß es in einer Erklärung.

Die algerische Regierung hat sich noch nicht festgelegt, ob sie französischen Flugzeugen im Mali-Konflikt uneingeschränkte Überflugrechte über ihr Territorium einräumt. Die Frage werde „in Abhängigkeit der obersten Interessen Algeriens“ entschieden, sagte Informationsminister Mohammed Said am Sonntagabend dem Sender France 24. Er betonte, der Konflikt in Mali spiele sich „vor den Toren“ Algeriens ab.

Laut Kommunikationsminister Said wollten die Entführer den gesamten Komplex der Gasförderanlage in die Luft jagen und alle Geiseln töten. Nach Angaben des algerisches Energiekonzerns Sonatrach, der das Gasfeld gemeinsam mit der britischen BP und dem norwegischen Unternehmen Statoil betreibt, hatten die Extremisten das ganze Gelände vermint. Neben schweren Maschinengewehren und Granaten stellten die Streitkräfte auch Raketen und Panzerfäuste sicher.

Der britische Premierminister David Cameron gab den Geiselnehmern die Schuld an der hohen Zahl der Opfer, ebenso der französische Präsident François Hollande. „Verhandlungen mit den Terroristen kamen nicht infrage“, sagte Hollande, schließlich hätten die Entführer „schändlich gemordet“.