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Archiv-Artikel

Und er strahlt immer noch

Während die DFB-Chefs die Chancen der Nationalmannschaft zunehmend skeptisch sehen, glaubt Jürgen Klinsmann weiter an das Erreichen des WM-Endspiels

HAMBURG dpa ■ Skeptische WM-Prognosen der Verbands-Bosse und personelle Fragezeichen hinter dem angeschlagenen Leitwolf Michael Ballack begleiten Jürgen Klinsmann zum letzten Länderspiel des Jahres, doch der Bundestrainer bleibt auch vor dem Klassiker am Samstag in Frankreich seiner optimistischen Grundausrichtung treu. Weder die Blessuren des Kapitäns, der sich mit einem Pferdekuss im Oberschenkel und Magen-Darm-Problemen herumschlägt, noch die zurückhaltenden Kommentare der DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und Theo Zwanziger konnten Klinsmanns Zuversicht trüben.

„Man darf sich gar nicht erst einreden, dass die Mannschaft eventuell erst 2008 ihren höchsten Zenit erreicht. Das wäre psychologisch der falsche Weg, denn da baut man sich ein Alibi auf“, entgegnete Klinsmann auf die verhaltenen Ausblicke der Spitzenfunktionäre. „Unser Ziel bleibt das Endspiel. Wir wollen etwas reißen und wir werden etwas reißen“, bekräftigte der bereits am Samstag aus der kalifornischen Wahl-Heimat eingeflogene Coach.

Mayer-Vorfelder hatte erklärt, für die radikal verjüngte Nationalelf „wäre es sicher besser, wenn die Weltmeisterschaft zwei Jahre später käme“. Deshalb wäre nach Ansicht des 72-Jährigen schon der Halbfinal-Einzug im nächsten Jahr ein vollauf befriedigendes Resultat. Noch bescheidener sind Zwanzigers Erwartungen. „Für mich wäre schon ein Viertelfinale ein Erfolg – wenn die Mannschaft mit Begeisterung gegen einen starken Gegner ausscheiden würde“, sagte der Geschäftsführende DFB-Präsident.

Klinsmann will sich an derartigen Prognosen nicht beteiligen: „Das Resümee sollte man nach der WM ziehen.“ Stattdessen setzt er darauf, dass nach den bislang mehrheitlich enttäuschenden Vorstellungen bei den fünf Länderspielen in dieser Saison am Samstag in Paris endlich die Trendwende folgt. Mut machte dem 41-Jährigen der Formcheck am Samstag in München, wo er zusammen mit Manager Oliver Bierhoff beim 3:1 des FC Bayern gegen Werder Bremen gleich acht Nationalspieler unter die Lupe nahm: „Man sieht, dass sich die Spieler nun in der Formkurve Schritt für Schritt aus dem Tief rausziehen, in das sie durch die Belastungen beim Confederations Cup geraten waren.“

Das gelte auch für Ballack. Der bei den alarmierenden Darbietungen in der Türkei (1:2) und gegen China (1:0) schmerzlich vermisste Kapitän ließ sich zwar im Bundesliga-Schlager nach 66 Minuten auswechseln und setzte auch am Sonntag mit dem Training aus. Doch den Trip nach Paris sieht der Mittelfeldstar nicht gefährdet. „Ich gehe fest davon aus, dass ich dabei bin. Es dürfte kein Problem sein. Ich freue mich darauf und hoffe, dass bis Samstag nichts dazwischenkommt“, sagte Ballack.

Auch den Dortmunder Abwehrspieler Christoph Metzelder, der wegen Rückenproblemen zum zweiten Mal hintereinander in der BVB-Aufstellung fehlte, erwartet Klinsmann am Dienstag bei der Zusammenkunft des 20- köpfigen Aufgebots in Köln: „Ich habe mit ihm gesprochen, bei Metze ist alles okay.“