CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: Die Batic Identität

Einem Freund gibt man natürlich gern das letzte Hemd – aber muss es mitten auf der Straße sein? Dort zwingt Kommissar Batic (Miroslav Nemec) den Kollegen und Kumpel Leitmayr (Udo Wachtveitl) mit vorgehaltener Dienstwaffe, sich bis auf die Unterhose auszuziehen, um dann im Dienstwagen davonzurasen.

„Der Ivo“, wie der Polizist bei allem Blödsinn, den er veranstaltet, immer weiter von Leitmayr genannt wird, ist halt momentan ein bisschen durcheinander. Mit Gedächtnisschwund und Wahnvorstellung wacht er im Krankenhaus auf. Den Kollegen schaut er an wie einen Fremden, das eigene Leben ist ihm ein Rätsel. „Wir sind die Guten!“, bläut ihm deshalb Leitmayr ein. Vergeblich, Batic sieht im Freund erst mal nur, was er in jedem anderen sieht: einen Feind. So nimmt er Reißaus – und droht den Bösen in die Arme zu laufen.

Regisseur Jobst Oetzmann und Drehbuchautor Magnus Vattrodt legen einen ungewöhnlich schnellen „Tatort“ aus dem sonst eher beschaulichen München vor. Batic rennt nicht nur seinem Leben hinterher, sondern muss zugleich vor anonymen Verfolgern flüchten. Die wissen offensichtlich etwas, was der Kommissar vergessen hat.

Sicher, man ahnt recht schnell, dass das Böse seinen Ursprung im Beamtenapparat haben muss. Trotzdem weist diese bayerische Variante von „Bourne Identity“ eine furiose Doppelbödigkeit auf. Richtig gefährlich wird es wie in jedem Amnesie-Thriller nämlich natürlich erst, als die Erinnerung einsetzt. Die beiden Hauptdarsteller jedenfalls kommen dem besonderen Anspruch dieser Folge mit Bravour nach: Nemec als traumatisierter Cop in allen möglichen zusammengestohlenen Klamotten und Wachtveitl, der als loyaler Kollege gute Miene zum bösen Spiel macht.

Gar nicht so einfach, wenn man bei der Recherche im Leben des anderen so manche erstaunliche Entdeckung machen muss: dein Freund, das fremde Wesen.

München-„Tatort“: „Wir sind die Guten“, So., 20.15 Uhr, ARD