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PRESSESTIMMEN ZUM REFERENDUM

Einsame Odyssee

Die linksliberale Pariser Zeitung „Libération“:

„Griechenland wird sich in eine einsame Odyssee stürzen (…) Wollen wir ein Volk zurückweisen, das seine Rebellion mit seinem Leid rechtfertigt? Wollen wir den langen Traum von einem vereinten Europa zerbrechen, der seit Ende des letzten Weltkriegs von mehreren Generationen getragen wurde? Den Traum von einem Europa, das auf humanistischen Werten basiert und alleine in der Lage ist, auf der globalisierten Bühne eine Rolle zu spielen? Es gibt einen anderen Ausweg als diese Tragödie. Austeritätspolitik oder politische Zersetzung der EU – das ist nun die Wahl.“

Eine Ohrfeige für Deutschland

Die rechtsliberale spanische Zeitung „El Mundo“:

„Der Sieg von Tsipras ist eine Ohrfeige für Deutschland und für den harten Euro-Kern. Diese werden den Druck der öffentlichen Meinung, die gegen weitere Hilfen für die Griechen ist, kaum in Einklang bringen können mit den Forderungen der Regierung in Athen, die sich zum Beispiel weigert, das Rentenalter zu erhöhen, obwohl das derzeitige System aus finanzieller Sicht unhaltbar ist (…) Griechenland ist für die Europäische Union zu einem Riesenproblem geworden.“

Ein neues Kapitel der EU

Die liberale slowakische Tageszeitung „Sme“:

„Das griechische Volk hat sich am Sonntag für einen unkontrollierten Bankrott entschieden, für das Ende der Euro-Währung im Land und für ein neues Kapitel der Europäischen Union, deren Geschichte ab jetzt in die Zeit vor und nach dem griechischen Referendum eingeteilt werden wird.“

Das Ergebnis von Egoismus

Die linksliberale polnische Zeitung „Gazeta Wyborcza“:

„In dem griechischen Thriller, den wir erleben, können am meisten nicht nur die Griechen verlieren, sondern auch die, deren Weg ein einiges und vereintes Europa ist. Wir erleben gerade seine beispiellose Krise, die entstanden ist als Ergebnis von Egoismus der Entscheider, Mangel an Mut und Vorstellungskraft und fehlerhafter Kalkulation. Seitens der Union und Griechenlands.“

Ein kleines, aber stolzes Land

Das russische Regierungsblatt „Rossijskaja Gaseta“:

„Mit 61 Prozent Neinstimmen hat Regierungschef Alexis Tsipras nicht nur die griechische Opposition, sondern auch den Internationalen Währungsfonds sowie die EU und die EZB in die Schranken gewiesen. Das kleine, aber stolze südeuropäische Land hat in dem Referendum sowohl über seine nahe Zukunft als auch über das Schicksal der ganzen Eurozone entschieden.“

Erdrutschsieg der Nein-Wähler

US-Ökonom Paul Krugman in der „New York Times“:

„In Wahrheit sind Europas selbsternannte Technokraten wie Ärzte im Mittelalter, die ihren Patienten den Aderlass verschrieben – und wenn ihre Behandlung die Patienten noch kränker machte, ihnen noch mehr Blut abzapfen wollten. Ein „Ja“-Votum hätte Griechenland dazu verdammt, noch viele Jahre unter einer Politik zu leiden, die nicht funktioniert hat und die angesichts der Arithmetik nicht funktionieren kann: Ein Sparkurs macht es wahrscheinlicher, dass die Wirtschaft schneller schrumpft, als dass er die Schuldenlast verringert. Damit ist das Leiden umsonst. Der Erdrutschsieg der „Nein“-Wähler bietet zumindest die Chance, dieser Falle zu entkommen.“

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