KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER NORDDEUTSCHE KOOPERATION : Die Arroganz der Metropole
Es ist ja verständlich, wenn Liberale und Christdemokraten angesichts rot-grüner Landesregierungen das Grausen kommt. Unsinnig dagegen ist es, etwas schlecht zu reden, statt es zu stärken. Denn: Liegt bei der Zusammenarbeit in Norddeutschland Manches im Argen, ist das nicht die Schuld irgendwelcher Grüner, auch nicht die von Hamburgs Nachbarn – sondern die des Stadtstaats selbst.
Seit vielen Jahren ist die Atmosphäre im Norden nicht mehr so schlecht gewesen wie jetzt. Und das begann mit einem Kardinalfehler von Hamburgs Erstem Bürgermeister, Olaf Scholz: In seiner Regierungserklärung vor zwei Jahren kam die norddeutsche Kooperation mit keinem Wort vor.
So macht man sich keine Freunde, nicht mal gute Nachbarn. Deshalb rühren die aktuellen Konflikte – der Streit um die Windmesse, die Klagen gegen die Elbvertiefung, die ungeklärten Lagerung des Hamburger Hafenschlicks – aus eben dieser neuerlichen Arroganz der Metropole gegenüber ihren Satelliten.
Aus Sicht der Hamburger Technokraten – traditionell fast alle in der SPD – sind alle Menschen da draußen auf dem platten Land gleich. Gleich provinziell. Diese Sicht ist nun gerade nicht parteipolitisch geprägt, sondern schlicht hanseatischer Hochmut. Und der wird von rot-grünen Nachbarn ebenso wenig gestärkt, wie ihn schwarz-gelbe gemildert hätten.
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