OFF-KINO

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OFF-KINO LARS PENNING

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Der amerikanische Regisseur Don Siegel ist vor allem mit seinen Gangster- und Polizeithrillern in Erinnerung geblieben, von denen das Arsenal im Rahmen einer Siegel-Retrospektive nächste Woche mit „Charley Varrick“ und „Dirty Harry“ zwei exemplarische Titel zeigt. In „Charley Varrick“ beraubt der Titelheld (Walter Matthau) eine kleine Provinzbank und klaut dabei Geld der Mafia, die fortan versucht, ihn und seine Partner zu eliminieren. Wie der coole Exkunstflieger Charley die noch fiesere Konkurrenz schließlich austrickst, hat Siegel ebenso schnörkellos und spannend in Szene gesetzt wie den Polizeifilm „Dirty Harry“, für den der Regisseur das Zynikerimage seines Hauptdarstellers Clint Eastwood aus dessen Italo-Western in die urbanen Landschaften San Franciscos übertrug. Denn Polizeiinspektor Harry Callahan schießt zum Leidwesen seiner Vorgesetzten erst und fragt später, das müssen nicht nur die Bank­räuber erkennen, die das Pech haben, dass Harry rein zufällig vorbeikommt. Auch dem Killer, der mit diversen Morden versucht, die Stadt zu erpressen, steht er in der Wahl seiner nicht eben zimperlichen Methoden nicht nach. Die Rolle des Polizisten mit alttestamentarischem Moralverständnis war bereits die vierte Zusammenarbeit Eastwoods mit Siegel, der mit seinen geradlinig-intelligenten Genrewerken für den Schauspieler zum Vorbild eigener Regiearbeiten wurde (OF, Charley Varrick 10. 7., 20 Uhr; OF, Dirty Harry, 11. 7., 21 Uhr, 14. 7., 20 Uhr Arsenal 1).

Bereits der Thriller „The Lodger – A Story Of The London Fog“ (1926) enthält einen der berühmten klassischen Suspense-Momente, für die Regisseur Alfred Hitchcock berühmt werden sollte: Während die Vermieterin das Zimmer eines mutmaßlichen Blondinen-Killers nach Beweisen durchsucht, sieht der Zuschauer den mysteriösen Mieter in einer Parallelmontage langsam nach Hause zurückkehren. Der Zuschauer weiß Bescheid, die Vermieterin nicht: Dieses Prinzip der emotionalen Beteiligung des Publikums verwendete Hitchcock beispielsweise später auch für eine der berühmtesten Szenen von „Das Fenster zum Hof“. Allerdings ist der nervöse Mieter, den Hitchcock über lange Zeit inszeniert, als sei er der Täter, tatsächlich unschuldig. Zu sehen ist der Film im Rahmen des 1. Internationalen Kino-Orgel-Wettbewerbs (11. 7., 22 Uhr, Babylon Mitte).

Zu Billy Wilders ebenso bösen wie moralischen Tragikomödien gehört „The Apartment“ (1960): Ein Angestellter (Jack Lemmon) erhofft sich beruflichen Aufstieg, wenn er seinem Chef die Wohnung für Seitensprünge zur Verfügung stellt. Bis er eines Tages erkennt, dass die Geliebte (Shirley MacLaine) des Chefs jene Frau ist, die er auch selbst liebt. Ein wahrhaft schmerzhafter Lernprozess (OF, 15. 7., 19.30 Uhr, Arsenal 2).