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Archiv-Artikel

Verpester wird zum Saubermann

Unternehmen in Nordrhein-Westfalen wollen sparen: An Strom, Wasser und Abfall. Hilfe bietet das Projekt „Ökoprofit“. Energiepreise und schlechtes Image motivieren viele Betriebe zum Mitmachen

VON GESA SCHÖLGENS

Die Tiger baden in klarem Regenwasser und den Geparden wird im Winter mit der Erdwärme-Pumpe eingeheizt: Der Allwetterzoo in Münster ist ein rundum ökologisches Unternehmen. Geholfen hat dem Zoo das Projekt „Ökoprofit“ (Ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik), das vor fünf Jahren in Nordrhein-Westfalen gestartet ist. Ökoprofit sorgt dafür, dass Betriebe an Nebenkosten sparen: In Workshops lernen sie, weniger Energie und Wasser zu verbrauchen oder Abfall zu vermeiden.

Angesichts steigender Preise wächst auch das Interesse an Ökoprofit: Vor drei Jahren waren es landesweit noch 200 Teilnehmer, inzwischen ist die Zahl auf über 450 angewachsen. „Es ist aber schwer, eine genaue Tendenz oder Quote abzuleiten, da die Projekte nicht überall und zu jeder Zeit laufen. Das hängt ganz von den Kommunen ab“, sagt Johannes Auge, Geschäftsführer der B.A.U.M. Consult GmbH Hamm, die in NRW 90 Prozent der Maßnahmen betreut. Das Bewusstsein für die Nebenkosten sei aber gestiegen. „Besonders die Energiepreise sind ein wichtiges Thema, das bewegt viele Unternehmen. Sie wollen außer Einsparungen beim Personal auch andere Ansätze zur Kostensenkung finden“, sagt Ingo Menssen, Sprecher der Effizienzagentur-NRW. Die Effizienzagentur greift den Betrieben gemeinsam mit Kommunen, Handelskammern und Wirtschaftsförderung unter die Arme. Alle beraten und erarbeiten Sparkonzepte. „Durch die Projekte verändert sich bestenfalls auch die Denkweise der Unternehmen“, sagt Auge.

Die sind zufrieden mit Ökoprofit: Der Allwetterzoo Münster hat schon zwei Mal mitgemacht und wurde dafür mit Öko-Zertifikaten ausgezeichnet. „Für uns hat sich der Aufwand auf jeden Fall gerechnet“, sagt Dirk Heese, technischer Leiter des Zoos. Dank neuer Hochdruckreiniger spare der Zoo allein 50 Prozent der Abwasserkosten. Eine neue Heizungstechnik und bessere Wärmedämmung an den Behausungen von Mensch und Tier helfen zusätzlich, Strom zu sparen. Die Bandbreite der Teilnehmer reicht vom Taxiunternehmen bis zum Großkonzern. Bekannte Öko-Profiteure sind die Gelsenkirchener Arena AufSchalke und die Deutsche Telekom AG. „Die Kostensenkung ist natürlich der Hauptgrund für die Unternehmen, mitzumachen“, sagt Effizienzagentur-Sprecher Menssen. Betriebe profitierten aber nicht nur finanziell, sondern besserten auch ihr Image auf. Regelmäßig werden in einer Broschüre die originellsten Beispiele vorgestellt.

Die Imagepflege war auch ein Anreiz für den Dortmunder Flughafen. „Flughäfen haben den Ruf, besonders umweltbelastend zu sein“, sagt Rene Schumann, Experte für Umwelt- und Lärmschutz. „Nun wollen wir der Öffentlichkeit zeigen, dass wir etwas für die Umwelt tun.“ Der Flughafen ist seit einem halben Jahr dabei. „Wir wollen das Projekt aber auf jeden Fall über die einjährige Frist hinaus fortführen“, so Schumann. Schon durch kleine Maßnahmen wie das Ausschalten von Computern und Druckern nach Dienstschluss habe man bisher 3.000 Euro eingespart. Neuerdings arbeitet der Flughafen auch mit Bauern der Region zusammen: Sie mähen kostenlos das Gras auf dem Gelände und verfüttern es. Ersparnis: 46.000 Euro – „das läppert sich schon“, so Schumann.

Wichtig ist den Teilnehmern auch der Austausch mit anderen Unternehmen. „Das Problem ist nur, dass nicht unbedingt die mitmachen, die es nötig hätten“, sagt Jörg Kasprowski, Leiter für Umweltschutz der Deutschen Gasrußwerke. Das Unternehmen habe sich zwar neue Anregungen geholt, sei aber umwelttechnisch bereits vorher auf einem sehr hohen Stand gewesen – wie die meisten großen Betriebe. „Trotzdem ist die Imagepflege für uns ein wichtiger Aspekt gewesen“, so Kasprowski.

Ökoprofit läuft auf unbegrenzte Zeit. Bisher teilten sich Land, Kommunen und Unternehmen die Projektkosten. Wie lange das Land noch mitfördern könne, sei angesichts der Haushaltlage ungewiss, heißt es aus dem NRW-Umweltministerium. Bei B.A.U.M. Consult ist man dennoch optimistisch: „Es geht auch ohne Landesförderung weiter, vielleicht nur nicht in dieser Bandbreite“, so Johannes Auge.