: Bürger, an die Planung!
VON KONRAD LITSCHKO
Es klingt nach einem langwierigen Schreckensbild von Bürgerbeteiligung: Alle vier Wochen kamen Experten und Bürger zusammen, diskutierten über die Ufersanierung des bröckelnden Landwehrkanals, über „Kanalsohlen“ und „Sanierungsmethodenfamilien“. Am Ende musste stets ein Konsens stehen: Hatte nur einer der 25 Verbände Einwände, begann die Diskussion von vorn. 39 Sitzungen, fünf Jahre lang.
Das klingt nicht nur nach einem Höllenaufwand – das ist ein Höllenaufwand. Kaum zu glauben, dass einige Anwohner bereit waren, für solch ein Prozedere fünf Jahre lang unentgeltlich ihre Freizeit zu opfern. Und kaum zu glauben, was am Ende dabei herauskam: nicht nur Dutzende gerettete Bäume – nein, auch mehr als 100 Millionen Euro Einsparungen.
Vorurteilen Lügen gestraft
Das nun straft alle Vorurteile über Bürgerbeteiligung Lügen. Die Planung wurde am Ende nicht nur wesentlich wirtschaftlicher, sondern auch umweltschonender. Und schaut man auf das Stadtschloss, den BER oder die Staatsoper, scheint auch die Dauer von fünf Jahren vernachlässigenswert. All diese Projekte werden nicht nur beträchtlich teurer, sondern auch später fertig. Eine Hauptursache: ihre intransparente Planung.
Hier hilft nur eins: Bürgerbeteiligung. Alle Pläne öffentlich auf den Tisch und die Anwohner mit dazuholen – eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Vorteile bietet das für alle: Die Nachbarn bringen früh ihre Interessen und Ortskenntnisse ein, Irrwege werden dank verschiedener Perspektiven entdeckt, und die Planer können am Ende bauen, ohne Protest zu fürchten. Macht den Landwehrkanal zur Regel!