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Archiv-Artikel

„Wiedervorlage gibt’s nicht“

VORTRAG Im Focke-Museum erzählt der frühere Protokoll-Chef des Senats von Fauxpas

Von BES
Peter-Alexander Reichenauer, 70

■ hat 30 Jahre lang für die Einhaltung der Etikette durch den Bremer Senat gesorgt – zunächst als stellvertretender Protokoll-Chef später als Protokollchef.

taz: Herr Reichenauer, wie wird man Protokoll-Chef?

Peter-Alexander Reichenauer: Das kann ich selbst gar nicht sagen – ich bin da eher per Zufall reingeraten. Die Hauptrolle hat gespielt, dass damals ein Mangel war an Juristen mit Fremdsprachenkenntnissen, also: modernen Fremdsprachen. Das war ja eine Zeit, in der die meistens Altgriechisch, Latein oder Hebräisch beherrschten.

Und heute Abend erzählen Sie, wie das Protokoll funktioniert oder von den Fauxpas Ihrer Ära?

Letzteres, das ist ja doch das, was die Leute mehr interessiert.

Zum Beispiel?

Na, etwa wenn der Zug einläuft und nicht exakt dort hält, wo er halten sollte. Sodass der Koch und nicht der Ehrengast beim roten Teppich aussteigt – etwas Vergleichbares ist uns auch einmal passiert. Und dann die Geschichte mit der Queen…

Ja?

Ach, das möchte ich mir gerne für heute Abend aufheben.

Aber da ist etwas schief gelaufen?

Zum Glück hat es damals keiner gemerkt.

Was passiert, wenn es bemerkt wird?

Das ist sehr unangenehm. Wenn ein Beamter in einer Akte merkt, da läuft etwas falsch, dann kann er sie beiseite legen oder sogar auf Wiedervorlage, das heißt, sie wandert erst mal in die Registratur. Beim Protokoll gibt’s keine Wiedervorlage. Da muss man sofort handeln, bevor es jemand anders merkt.

Sonst wird’s peinlich?

Dann kann es peinlich werden. Vor allem, wenn der Chef es mitbekommt – da kann man richtig auf die Mütze bekommen.

INTERVIEW: BES

„Außerhalb des Protokolls“, Focke-Museum, 19 Uhr