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Archiv-Artikel

Teure Leitung

ENERGIE Vattenfall verlangt besonders hohe Netzgebühren, sagt die Verbraucherzentrale

Von SMV
Preislich liege Hamburg hinter Leipzig auf Platz 2 unter den Großstädten

In Hamburg sind die Netzgebühren für Strom besonders hoch. Nach Angaben der Hamburger Verbraucherzentrale zahlt eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden (kWh) 217 Euro Netzgebühren an den Betreiber Vattenfall. Damit liege Hamburg hinter Leipzig auf Platz 2 unter den deutschen Großstädten.

In Hannover würden 179 Euro pro Jahr fällig, in Bremen nur 164 Euro. Damit kassiere Vattenfall etwa 30 Millionen Euro zusätzlich, so die Verbraucherzentrale. Insgesamt nehme der Konzern mit dem Betrieb des Stromnetzes Jahr für Jahr rund 300 Millionen Euro ein.

Das sei ein zusätzliches Argument für den Rückkauf der Versorgungsnetze für Strom, Gas und Fernwärme durch die Stadt von den Energiemultis Vattenfall und Eon Hanse, sagt Günter Hörmann, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale und Vertrauensmann von „Unser Hamburg – Unser Netz“. Die Initiative will mit einem Volksentscheid im September die Rekommunalisierung der Netze erreichen.

Fragwürdig nennt dies Daniel Zimmer, Vorsitzender der Monopolkommission der Bundesregierung. Er warnte am Montagabend in der Handelskammer davor, den Alleinbesitz der Netze als Lösung aller Probleme zu betrachten. „Die Bürger sollten sich davon keine allzu große Wirkung versprechen“, sagt Zimmer. Eine Kommune könne mit diesem Instrument keinen wirksamen Einfluss auf die Produktion von mehr erneuerbarem Strom, mehr Klimaschutz und sinkende Preise nehmen. Konkret vom Rückkauf der Netze abraten mochte Zimmer indes nicht – lediglich der Nutzen sei „fraglich“.

Der Präses der Handelskammer, Fritz Horst Melsheimer, sprach gleichwohl von „erheblichen finanziellen Risiken für die Stadt“ und bezeichnete den Volksentscheid als „unrühmliches Beispiel für die direkte Demokratie“. Am morgigen Donnerstag treffen Kammer und Verbraucherzentrale beim Energiegipfel bei Bürgermeister Olaf Scholz im Rathaus aufeinander. Einen Konsens werden sie dort wohl nicht finden.  SMV