KOMMENTAR: TERESA HAVLICEK ÜBER ERBFOLGEN IN HANNOVER : Rot-Grün gräbt sich ab
Sicher, Hannover ist nicht Stuttgart, Tübingen oder Freiburg, wo die Grünen die Stadtoberhäupter stellen. Von Hannover aus baute Kurt Schumacher die SPD einst wieder auf. Seit 1945 stellt die SPD hier die Oberbürgermeister. Es wundert kaum, wenn die Frage der Nachfolge von Noch-Oberbürgermeister und Bald-Ministerpräsident Stephan Weil für viele Sozialdemokraten eher die einer natürlichen Erbfolge ist.
Nicht zu vergessen ist allerdings, dass man in Hannover schon seit fast 30 Jahren nicht mehr allein regiert. Entsprechend unelegant ist es, den Grünen ohne Rücksprache einen Kandidaten vorzusetzen – zumal sich das Kräfteverhältnis im rot-grünen Bündnis auch in Niedersachsens Landeshauptstadt verschiebt. Selbstbewusstsein haben die Grünen mit der Landtagswahl getankt, zuvor schon bei der Kommunalwahl 2011.
Machen sie mit ihrer Ankündigung ernst, mit einer eigenen KandidatIn anzutreten, bedeutet das volles Risiko: Die Wiedereinführung der Stichwahl bei Bürgermeisterwahlen hat die neue rot-grüne Landesregierung zwar fest versprochen. Viel Zeit, das umzusetzen, bleibt ihr bis zur Wahl im September aber nicht.
So könnte der Kampf ums Rathaus für die SPD erstmals kein Selbstläufer werden. Und das ganz unabhängig von der Frage, ob Hannovers CDU eine geeignete Person aus dem Hut zaubert oder nicht, schlicht weil die Grünen der SPD Stimmen abgraben.