sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Freitag wird im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) die Frage „Wie hätten die Nazis gestoppt werden können?“ verfolgt – eine etwas müßige Frage, die aller Hypothetischkeit zum Trotz aber diskussionswürdig ist. Die linksangehauchten Akademiker Wolfgang Wippermann, Mario Keßler, Sascha Stanicic, Nick Brauns und Wladek Flakin nehmen die Broschüre „Was nun?“ von Leo Trotzki zum Ausgang ihrer Diskussion – die Trotzkische Nazismusanalyse ist allerdings historisch uinzwischen widerlegt – oder sagen wir: überkommen –, es steht daher zu hoffen, dass die Herren das beachten, bei allem Respekt vor den theoretischen Leistungen des Bolschewiken.

Am Samstag wird im ehrwürdigen Weddinger Café Cralle (Hochstädter Str. 10a, 19 Uhr) die Ausstellung „Die Wände erzählen ihre eigene Geschichte“ eröffnet. In dieser werden Graffiti und Parolen aus Athen gezeigt, die eine ganz andere Geschichte über die heutigen griechischen Verhältniesse erzählen, als die deutschen Medien dies gemeinhin tun. Mit den Einnahmen aus der Vernissage werden zudem Leute in Griechenland unterstützt, die den Sozialabbau nicht einfach so hinnehmen wollen.

Am Montag dann wird in der Theorieschankwirtschaft Laidak (Boddinstraße 42, 19.30 Uhr) über die „Transformation des Privaten in Zeiten von Hartz IV und Betreuungsgeld“ gesprochen, die Referent_innen beschäftigen sich mit der Frage, inwieweit die Maßregelung der Behörden dazu geführt hat, dass sich das Bild vom organisierten Zusammenleben von Mann und Frau wegentwickelt hat von dem Idealbild der Kleinfamilie, hin zu einer neuen „flexiblen Beziehung“. Zu diskutieren ist, ob stimmt, was die Veranstalter_innen meinen, nämlich, dass „es sich bei den genannten Maßnahmen um eine präventive Krisenlösungsstrategie handelte, die geholfen hat, Deutschland in der gegenwärtigen Weltrezession als Gewinner erscheinen zu lassen“.

Last but not least wird am Mittwoch in der anderen Neuköllner Theoriegastronomie, dem K-Fetisch (Wildenbruchstraße 86, 19 Uhr), über die „Kollision von Familie und Beruf“ beratschlagt, ein ähnlich klingendes und letztlich doch ganz anderes Thema. Hier wird nämlich wiederum über Erziehungsgeld und Elterngeld gesprochen, und darüber, welche Rolle diese so gnädig bewilligten Staatsgelder dabei spielen, Geschlechterverhältnisse nicht aufzubrechen, sondern, im Gegenteil, zu betonieren. Veranstalterin ist diesmal die recht rührige Gruppe Jimmy Boyle.

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