Neues Duran Duran-Album: Die Gabe für die schöne Oberfläche

Mit "The Red Carpet Massacre" beweisen Duran Duran, dass sie noch immer unglaublich gut aussehen. Und mit Justin Timberlake einen dreckigen Electropop hinbekommen.

Frisur! Kleidung! Sofa! Immer noch schön: Duran Duran. Bild: sony/bmg

Ungerechte Welt des Pop! Seit Jahr und Tag werden Platten aus den Achtzigern herausgekramt, wird Postpunk und Discoboogie wiederentdeckt. Und niemand spricht über Duran Duran, fast niemand; nur bei den Angestellten hipper Friseursalons stehen sie hoch im Kurs. Trotzdem: Es gibt zwei Wege, die das Vergessen im Pop nehmen kann. Entweder man wird im Alter von den schlauen Jungs gemocht und dem Vergessen entrissen oder in der Jugend von den Mädchen geliebt und dann dem Vergessen überantwortet. Die Ersteren erfinden neue musikalische Stile, die Letzteren machen sie dann berühmt.

Seit zwei Jahren versuchen Duran Duran aus diesem Vergessen aufzutauchen. Nun kommt "The Red Carpet Massacre", einer Platte, der man zumindest entnehmen kann: Die Mitglieder der Band sehen immer noch unglaublich gut aus. Und sie haben Justin Timberlake zur Mitarbeit bewegen können. Beides Dinge, die Duran Duran sehr zum Vorteil gereichen. Tatsächlich verwendete die Band ja schon immer mehr Zeit auf ihr Äußeres als irgendwer sonst. Wobei sie einen weit gefassten Begriff von Äußerem hatten: vom Videoclip über die Frisur und Anziehsachen bis zur Covergestaltung und der Frage, mit welcher Frau man ausgeht. Sie waren große Popisten aus der Andy-Warhol-Schule, da passt es, dass sie sich an Timberlake heranwerfen. So hat Warhol es bei ihnen auch gemacht, er liebte Duran Duran ja so sehr, dass er dem Keyboarder Nick Rhodes sogar Bilder zum Geburtstag schenkte - worauf Rhodes, um Warhol zu imponieren, die Fernsehbildschirme sämtlicher Hotelzimmer der US-Tournee von 1984 fotografierte.

Allein - so richtig rund läuft das auf "Red Carpet Massacre" alles nicht. Stilbewusst wie die Band ist, weiß sie wohl, dass Electropop es ein bisschen dreckiger mag. Simon Le Bon hat seine Lyrics schon immer geschrieben, als wäre er romantischer Maler: Auch hier wird es immer hell und dunkel, es gibt viele Wälder, Geheimnisse und Wind, der durch die Haare fegt. Aber im Sinne einer großen Idee von Pop bleibt außer dem schönen Roxy-Music-inspiriertem Cover nicht wirklich viel hängen.

"Falling Down", das Stück, das sie mit Justin Timberlake machten, klingt ein wenig wie ein Outtake von dessen großen Album "Futuresex/Lovesounds". Und es gibt die zusammen mit dem Produzenten Timbaland entstandenen "Skin Divers" und "Zoom In": Kalter Electrosoul, passend zu Le Bons Stimme und Pathos.

In gewisser Art und Weise sind Duran Duran gleichzeitig zu früh und zu spät. Zu spät, weil das Berufsbild "Recording Artist" gerade dabei ist zu verschwinden. Genau im Verkörpern dieses Starmodells aber waren sie groß. Zu früh, weil das Entertainment natürlich auf Stars nicht wird verzichten können. Die neue Plattform hat sich nur noch nicht herauskristallisiert. Mit ihrer Gabe für die schöne Oberfläche werden sie bestimmt einmal als Vorläufer dessen gelten, was kommt. Nur selbst bespielen werden sie es wohl kaum.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.