Gegen Ökolügen der Konzerne: Schluss mit dem Grünwaschen

Immer mehr Energie- und Ölkonzerne machen auf Klimaschutz. LobbyControl will verhindern, dass sie mit ihrer Schönfärberei und Desinformation durchkommen.

Schmutzige Idylle - keine gute Werbung für Energiekonzerne. Bild: dpa

BERLIN taz Energie- und Ölkonzerne stellen sich in Werbekampagnen als Umweltschützer dar und geben sich so einen grünen Anstrich. Dies wird von dem gemeinnützigen Verein LobbyControl stark attackiert. "Die Art der Imagewerbung ist eine gezielte Desinformation der Bürgerinnen und Bürger", teilte der Verein am Montag mit und veröffentlichte eine Studie zu diesem Thema. Die Grünfärberei, auf Englisch greenwash, ist eine Strategie von Unternehmen, mit der die eigenen ökologischen Maßnahmen in den Vordergrund gerückt werden. Verbindliche Umweltschutzregelungen sollen so verhindert, umweltschädliche Praktiken verschleiert werden.

Die Konzerne betreiben große Werbekampagnen, sponsern Nachhaltigkeitsberichte und präsentieren Umweltprojekte, deren Realisierung nicht gesichert ist. Beispiele dafür nennt die Studie der Lobbykontrolleure viele - unter anderem im Bereich der Energieerzeugung.

EnBW, einer der größten deutschen Energieversorger, setzt laut Studie auf werbewirksame Maßnahmen. Auf Plakaten sehe man Bäume, die in Form von Atomkraftwerken zurechtgestutzt sind. So werden die konzerneigenen Atomkraftwerke als Klimaschützer beworben. Dies sei wichtig für EnBW, da der Konzern einen hohen Anteil an Atomstrom produziere. Gleichzeitig plane EnBW aber den Bau neuer Kohlekraftwerke. EnBW-Sprecher Ulrich Schröder wirft der Studie "teilweise sachliche Mängel" vor. "Es scheint die Autoren zu stören, dass es Unternehmen gibt, die sich ernsthaft und öffentlich Gedanken und Sorgen um den Klimawandel machen", sagte Schröder.

Auch der Energiekonzern Vattenfall schaltet sich laut Studie in die Klimadebatte ein. Der Konzern setze medienwirksam auf CO2-freie Kohlekraftwerke, wobei unsicher sei, ob diese jemals realisiert werden. Eine stärkere Kontrolle durch den Staat solle durch das scheinbare Engagement der Unternehmen verhindert werden, so LobbyControl. Der Energiekonzern Eon hingegen werbe offensiv mit der Konzentration auf erneuerbare Energien. Zugleich betreibe Eon aber 11 von 17 deutschen Atomkraftwerken und gewinne nur zu 10,8 Prozent eigenen Ökostrom.

Ebenfalls in der Kritik steht die Ölindustrie. Der Konzern British Petroleum (BP) habe sich in der Vergangenheit mit dem Kauf des Solarkonzerns Solarex ein grünes Gewissen verschafft. Allerdings stehe diese Investition von 45 Millionen Dollar in keinem Verhältnis zu anderen Unternehmensaktivitäten. Allein die Kampagne in den USA "Its a start", die mit dem Solarex-Kauf wirbt, habe 200 Millionen US-Dollar gekostet. BP verteidigte das Engagement gegenüber das taz. Man wolle die Stromerzeugung im Solarbereich weiter ausbauen und die Kapazitäten von aktuell 300 Megawatt bis zum Jahr 2010 verdreifachen.

Andere Konzerne gehen laut LobbyControl weniger subtil vor. Der Ölkonzern ExxonMobil habe vermeintlich neutrale Institute gefördert, die Zweifel an den Dimensionen und Verursachern des Klimawandels streuen.

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