Nokias eigene Zukunft: Bald Internet statt Handys

Auch in Finnland haben Proteste keinen Arbeitsplatzabbau verhindert. Konzern sieht seine Zukunft im Internetgeschäft, Handys nur noch als Lockvögel.

Olli-Pekka Kallasvuo, Renditebringer und oberster Chef von Nokia Bild: eastpress

STOCKHOLM taz Auch in Finnland, dem Stammland Nokias, hat man in den letzten Jahren so seine Erfahrungen mit dem Weltkonzern gemacht. Dort wurden trotz Protesten 2007 direkt oder bei Zulieferern etwa 1.500 Arbeitsplätze abgebaut. Und bis auf ein Werk in Salo, das Modelle der höheren Preisklasse herstellt, ist auch aus Finnland schon die gesamte Handy-Produktion verschwunden.

Seit vor eineinhalb Jahren Olli-Pekka Kallasvuo Konzernchef wurde und Jorma Ollila ablöste, der Nokia 14 Jahre lang geführt hatte, wehen andere Winde. Wenn Ollila Nokia zum weltweit größten Handyproduzenten machte, hat Kallasvuo eine ganz andere Vision. Nokia soll in Zukunft als Internetunternehmen positioniert werden und mit IT-Dienstleistungen Geld verdienen. "Wir werden Nokia verwandeln", erklärte Kallasvuo im vergangenen Jahr: "Das Internet verschiebt alle Grenzen und wir werden eine Welt erleben, die auf ganz andere Art funktioniert als bisher." Nokias Zukunft sei der Verkauf von Software, Musik, Spielen und Navigationsdiensten. Die Handys dienen in solch einem Konzept allenfalls noch dazu, NutzerInnen vielleicht etwas leichter zu diesen Diensten des Konzerns locken zu können.

In den nächsten Jahren will man deshalb zwar weiterhin jeweils mehr als 100 Millionen Mobiltelefone verkaufen. Doch tendenziell wird die Handysparte immer weniger bedeutsam. Bei einem stetigen Sinken der durchschnittlichen Modellverkaufspreise - allein zwischen dem zweiten und dritten Quartal des vergangenen Jahres von 90 auf 82 Euro - müssen niedrigere Herstellungskosten die schrumpfende Rendite ausgleichen. Zwar liegt der Anteil der Arbeitskosten beim Handypreis bei unter 5 Prozent. Doch sind es gerade diese Kosten, die Nokia aktuell glaubt, am ehesten pressen zu können. Auf dem Aktienmarkt war der Nokia-Kurs gesunken, nachdem sich herausstellte, dass die Handysparte weniger als die erwarteten 20 Prozent Rendite abwirft.

Übrigens: Manche teurere westeuropäische Standorte leistet sich Nokia schon: Im finnischen Salo mit 2.600 MitarbeiterInnen kommt man mit der Produktion kaum nach, weil es mittlerweile an qualifiziertem Personal fehlt. Doch hier habe man Zulieferer vor Ort, die in Bochum fehlten, erklärt Nokia-Personalchef Juha Äkras. Man sei hier produktionsmäßig flexibler - und habe deshalb ein "deutlich niedrigeres" Kostenniveau als in Deutschland.

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