FILM : Zeitlupenkrimi
Ein Krimi im doppelten Sinne ist „The Man from London“ des ungarischen Regisseurs Béla Tarr aus dem Jahr 2007. Denn auch die Adaption der Novelle „L’Homme de Londres“ von Georges Simenon arbeitet Tarkowski-inspiriert und Tarr-typisch mit langen Einstellungen und abstrakten Bildern. Passieren tut meist gar nichts, umso wichtiger wird die Aufmerksamkeit für kleinste Details. Und die Vorsicht, sich nicht auf falsche Fährten locken zu lassen. An der Handlung – ein Mord, ein Koffer mit Geld, dessen verheimlichter Fund und ein geheimnisvoller Inspektor aus London – ist Tarr dabei offensichtlich nicht wirklich interessiert. Stattdessen arbeitet er an einer eigentümlichen Raumwerdung der Zeit, einer entschleunigenden Verdichtung, die ihre Konturen gleichsam berührbar macht. „Kunstkacke, aber saugute“, wie es ein Berliner Stadtmagazin auf den Punkt gebracht hat. MATT
■ Fr, 18. 12., 20 Uhr, Metropolis, Steindamm 54