: Rätselhafte Entführung
Acht Monate lang war er verschwunden. Jetzt ist er wiederaufgetaucht. Der irische Multimillionär Kevin McGeever behauptet, er sei am 27. Mai vorigen Jahres von russischen Mafiosi gekidnappt worden. Seine Partnerin Siobhan O’Callaghan gab damals eine Vermisstenanzeige auf – allerdings erst am 22. Juni.
McGeever wurde vorige Woche von einer Autofahrerin in der Grafschaft Leitrim nahe der Grenze zu Nordirland aufgegriffen. Der 68-jährige war barfuß, völlig heruntergekommen und abgemagert. Haare, Bart und Fingernägel waren lang. Auf seine Stirn hatte jemand das Wort „Dieb“ eingeritzt.
McGeever wurde 1945 in der westirischen Grafschaft Mayo geboren. Er wuchs auf dem elterlichen Bauernhof auf und besuchte die Dorfschule. In den sechziger Jahren ging er in die USA, weshalb er heute noch mit US-amerikanischem Akzent spricht. Als die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate 2002 es Ausländern gestattete, Immobilien zu kaufen, zog McGeever nach Dubai. Er machte ein Vermögen, indem er Luxuswohnungen und Büroräume in Dubai an reiche Briten und Iren verkaufte. Er selbst erwarb im westirischen Craughwell einen riesigen Landsitz im Wert von rund drei Millionen Euro. Die Nachbarn, die den Millionär selten zu Gesicht bekamen, tauften das Haus „Nirvana“. Zu Geschäftsbesprechungen fuhr McGeever in einem seiner Sportwagen oder nahm seinen Hubschrauber. Als die irische Immobilienblase 2008 platzte, ging es mit McGeevers Firma bergab.
Über die Zeit nach seiner Entführung kann McGeever wenig sagen. Er weiß lediglich, dass er in einem dunklen Raum festgehalten wurde. Er hat während seiner Gefangenschaft mehr als 30 Kilo abgenommen. Als er aufgegriffen wurde, hatte er keine Ahnung, wo er sich befand oder welcher Monat es war. Er sagte, seine Entführer hätten ihn auf der Landstraße aus einem Lieferwagen geworfen. Zuvor gaben sie ihm ein Handy und eine Taschenlampe. Ob Lösegeld für ihn bezahlt worden sei, weiß er nicht. Zurzeit wird er in einem Krankenhaus wegen Unterernährung behandelt. Ein Angehöriger: „Das ist ein richtiger Schock. Wir hatten so lange nichts von ihm gehört.“ RALF SOTSCHECK