: Der Dom wird jetzt auch konzerttauglich
MUSIK Der Bremer Dom wird musikalischer. Gefordert wurde das schon seit Jahrzehnten, von mehr als einem Domkantor. Nun scheint aber auch der Landesdenkmalpfleger mit an Bord
Der Bremer St. Petri-Dom wird für Konzerte akustisch verbessert. Auf entsprechende Maßnahmen haben sich jetzt die Gemeinde und Landesdenkmalpfleger Georg Skalecki prinzipiell geeinigt. Bis Ende des Jahres sollen sie umgesetzt werden.
„Es gibt in Bremen Menschen, die sagen, in den Dom kann man nicht gehen, weil die Akustik dort so schlecht ist“, sagt Herman Eibach, einer der vier Dom-Bauherren, dem ausführenden Organ der Gemeinde. Ziel aber sei es, im Dom „das kostbare Kulturgut der Kirchenmusik“ zu pflegen. Daran soll nun gearbeitet werden, mit akustischen Installationen, die entweder nicht sichtbar sind oder nur bei Konzerten aufgehängt werden. Die Forderung, den großen Kirchenraum für Orchesteraufführungen klanglich anzupassen, besteht seit Jahrzehnten. Der langjährige Domkantor Wolfgang Helbich forderte stets, „Schallsegel“ aufhängen zu dürfen – vergeblich.
„Auch die Bauherren haben sich immer gewünscht, die akustischen Mängel zu beseitigen“, sagt Eibach. „Frühere Versuche der akustischen Verbesserung sind daran gescheitert, dass sie denkmalpflegerisch nicht akzeptabel waren.“ Technisch gebe es nun Fortschritte und Landesdenkmalpfleger Skalecki sei von Anfang an in die Planungen mit eingebunden worden.
Zwei große akustische Mängel sollen angegangen werden: Spezifisch für gotische Kathedralen ist ein überhöhter Nachhall von tiefen Frequenzen. Durch das große Volumen der Kathedrale bleiben sie länger im Raum, was die Wahrnehmung der hohen Töne erschwert. Ein Effekt, der sich durch Zuschauer noch verstärkt, weil nur hoch und mittelfrequenter Schall von Menschen absorbiert wird. Verhindert werden soll dies nun durch Resonanzkörper, die bestimmte tiefe Frequenzen absorbieren – und die möglichst unsichtbar im Raum angebracht werden.
Sichtbar, aber temporär soll dem zweiten Schallproblem entgegnet werden: dem Mangel an einer frühen Schallreflektion. Auch der besteht, weil die Wände der Kirche zu weit von einander entfernt sind. Durch den Rückwurf des Schalls nach ein paar Millisekunden entsteht ein durchsichtigeres Klangbild. Dagegen helfen „Schallspiegel“, die während eines Konzertes einfach herabgelassen werden sollen. Also keine „Segel“ oder Tuche, die den Schall absorbieren, sondern Reflektoren, die in der Nähe des Orchesters den Schall zurückwerfen – sowohl in Richtung ZuhörerInnen, als auch zu den MusikerInnen. Wie viel das kosten wird? „Wir werden die Maßnahmen unter Mitwirkung großzügiger Sponsoren durchführen, die der Gemeinde helfen“, sagt Eibach nur.
Auch die oberen Arkaden zum Nordschiff sind ein akustisches Problem. Mit Folie etwa hätten sie geschlossen werden können. Das aber, sagt Denkmalpfleger Skalecki zur taz, hätte er nicht mehr akzeptieren können. Seit 1909 die erste Denkmalliste in Bremen erstellt wurde, stehe der Kirchenbau unter Schutz. Skaleckis Position ist klar: „Der Dom ist kein Konzertsaal.“ In diese Richtung gedacht wären „baulichen Eingriffe nötig, die den Raum so verändern, dass es für die anderen Gäste störend wäre“. Es gehe „um eine Gradwanderung“, bei der man „zu einem guten Ende gekommen“ sei. jpb