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Archiv-Artikel

verpasst? Im Innern der geliebten Zeitung

Von CBR

„Expedition Wissen“, So., 18.00 Uhr, 3sat

Hamburg ist eine recht schöne Stadt, die Wochenzeitung Die Zeit ist gewiss ein „Hort der Meinungsfreiheit“, und 3sat erfüllt als Auffangbecken für im weiteren Sinne kulturell orientierte Fernsehsendungen auch eine nützliche Funktion. Wie sich die drei allerdings am Sonntagnachmittag verbanden, erstaunte.

Erst führte Theo Sommer, der Editor-at-large der Zeit, eine Reisegruppe durch den Hafen und gab Anekdoten zum Besten, die jedem Barkassen-Käpten Ehre machen würden: „Hamburger sind wie Kachelöfen“ (sie strahlen nicht sofort Wärme aus). Später wurden der Beruf des Teetesters und aufstrebende Architekten vorgestellt. So weit, so egal. Nun sind aus Hamburg außer Hafen und Häusern auch die Medien kaum wegzudenken. Grund, mal exemplarisch bei „einer Bastion des politischen Journalismus in Deutschland“, die die „Diskussionskultur besonders pflegt“, vorbeizuschauen. Zumindest wollten die Bildungsreisenden gern „einen Blick ins Innere der geliebten Zeitung werfen“. Also zur Zeit, die nicht nur dicke Lexika und Tipps zum Abnehmen, sondern eben auch Reisen verkauft. Chefredakteur Giovanni di Lorenzo wartete schon.

Einen Blick ins Innerste der Freitagsrunde, bei der die Zeit-Chefetage die Diskussionskultur pflegt, erhielten die Touristen wohl nicht. Aber die 3sat-Zuschauer konnten sehen, wie Herausgeber Helmut Schmidt mit einer schlagenden Anekdote das Thema Bürokratie auf die Tagesordnung setzte. Beziehungsweise wie ähnlich die Freitagsrunde den „Fakten, Fakten, Fakten“-Redaktionskonferenzen aus der Focus-Fernsehwerbung zu sein scheint.

Wessen Geduld noch bis zum Abspann reichte, der konnte lesen, dass dieses Stück öffentlich-rechtlichen Drittmittelfernsehens ordnungsgemäß als Koproduktion der Zeit deklariert wurde. Noch weniger gewundert hätten sich Zuschauer allerdings, wenn die Melange aus Zeitungs-Selbstdarstellung und halb Wissenswertem nicht als „Expedition Wissen“ angekündigt worden wäre wie von 3sat, sondern einfach als „ZEIT-Reisen TV“. Wie die Zeit sie in ihrer letzten Ausgabe selbst beworben hatte. CBR