LESERINNENBRIEFE :
Einfach nur scheinheilig
■ betr.: „Parteien sind total elektrisiert“, taz vom 6. 2. 13
Dass auch die Regierungsparteien jetzt Abhilfe gegen die hohen Strompreise propagieren, ist doch einfach nur scheinheilig. Schließlich haben sie vor Kurzem das Gesetz zur „Neuregelung energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften“ verabschiedet, womit den VerbraucherInnen nicht nur 0,25 Cent pro Kilowattstunde dafür aufgebürdet wird, dass die Haftung der Netzbetreiber begrenzt wird, sondern auch als eine Entschädigung für das Weiterbetreiben „systemrelevanter“ Kraftwerke, die die Betreiber sonst wegen zu geringer Rendite stilllegen würden. Es zeigt sich vor allem beim Ausbau der Windkraft an der Küste, dass eine sorgfältige Planung nicht erfolgte. Denn wie kann es sein, dass jede Menge Windparks in der Nordsee errichtet werden, der erforderliche Netzanschluss aber gar nicht vorhanden ist? Dadurch müssen immer öfter Windparks abgeschaltet werden, weil der Strom nicht in die überlasteten Netze aufgenommen werden kann.
Die VerbraucherInnen zahlen also für die schlechte Koordination im Offshorebereich, für die bisher schlechte Wartung der Netze und die Profitgier der Kraftwerksbetreiber. Und bei den 0,25 Cent/kWh wird es möglicherweise nicht bleiben, da der Ausbau der Offshorewindparks ja weitergehen soll.
HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel
Alte Rechnung tilgen
■ betr.: „Hessen und Bayern klagen“ u. a., taz vom 6. 2. 13
Beschämend für mich als Bayer ist wieder mal, wenn Seehofer zur Wahl den Zahnlosen bayerischen Löwen geben will. Jedem der sich wirklich etwas aus christlichen und sozialen Werten macht, soll gesagt sein: Bayern war die längste Zeit ein Nehmerland! Mit den Mitteln wurde aus einem nicht gerade zukunftsfähigem Agrarland ein Spitzenreiter in Innovation und Fortschritt. Wir haben es bewerkstelligt, mit den Almosen von Kumpeln und Stahlkochern so zu wirtschaften, dass wir heute in der Lage sind, selbst einzuzahlen. So können wir nun nach dem Niedergang der Industrie im Rheinland eine alte Rechnung tilgen. JOHANN SPÖRL, Rennertshofen
Eine kluge Entscheidung
■ betr.: „Recht auf des Vaters Namen“, taz vom 7. 2. 13
Eine kluge Entscheidung. Menschen, die über ihre wirkliche Herkunft im Unklaren gehalten werden, müssen mit einem Geheimnis leben, das sie oft ein Leben lang daran hindert, ihren wirklichen Platz im Leben zu finden. Verstand, Unterbewusstsein, Gefühle liegen im Widerstreit. Wer bin ich, woher komme ich. Unsere Seele ist weitaus klüger als unser Verstand und spürt, wenn es Lebensgeheimnisse gibt. Auch für die Eltern, bei denen diese Kinder aufwachsen, ist es eine Erleichterung, wahrhaftig zu sein.
CHRISTL SAARBOURG, Karlsruhe
Das Ergebnis ist ein Desaster
■ betr.: „Eine Plastik fürs Parlament“, taz vom 6. 2. 13
Eine Licht-Ton-Installation im Reichstag, jede Menge Gedrucktes oder als Dossier ins Internet Gestelltes, die dafür verantwortliche Enquetekommission des Deutschen Bundestages zerstritten, denn ihre Mitglieder fühlen sich offenbar der Parteiräson stärker verpflichtet als den brennenden Fragen der Zukunftsgestaltung, um die es bei „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“ geht. Keinerlei Impulse, eine gesamtgesellschaftliche Debatte anzustoßen, Bildungseinrichtungen anzusprechen oder einzuladen, am Diskurs teilzunehmen. Nach zweijähriger Arbeit ist das Ergebnis dieser Enquetekommission nicht nur enttäuschend, sondern ein Desaster.
BRIGITTA DORSCHFELDT, Berlin