: Aus Baumrinde wird Fußboden
KORK Neben dem wärmenden und weichen Trittgefühl bietet Kork auch ökologische Vorteile. Heute ist es durch das Recycling von Weinkorken erschwinglicher geworden
VON MORITZ KOHL
Wenn man den richtigen Baum zur richtigen Zeit schält, kommt dabei ein Baumaterial heraus – und zwar Kork. Die Baumrinde wird in Korkeichenwäldern im westlichen Mittelmeerraum und dort vor allem in Portugal geerntet. Daraus werden dann vor allem Korken für Weinflaschen oder auch Fußbodenbeläge gefertigt.
Die Korkverarbeitung hat eine lange Geschichte. Schon die Römer benutzten vor 2.000 Jahren das Material, um ihre Tongefäße, die Amphoren, zu verschließen und ihre Häuser zu dämmen, um sie so vor der Witterung zu schützen. Kork in Schuhsohlen gibt es sogar noch deutlich länger. Und auch heute noch wird es zum Beispiel bei Sandalen benutzt.
In Mittel- und Nordeuropa war der Rohstoff allerdings lange sehr teuer. Hierzulande kam Kork erst Ende der 1970er-Jahre richtig in Mode. Bauingenieur Gerhard Holzmann erklärt sich die Beliebtheit vor allem mit seinen haptischen Eigenschaften. „Er hat ein wärmeres und weicheres Trittgefühl als Holz“, sagt er. Außerdem dämmt es sehr gut den Schall, ist resistent und pflegeleicht.
„Wenn man Kork richtig imprägniert und regelmäßig pflegt, kann man ihn sogar für die Duschkabine nutzen“, so der Ingenieur. Weil es weicher als Holz und Fliesen ist, kann ein Hund mit seinen Krallen schon mal Schrammen hinterlassen. Allerdings lasse sich Kork leicht wieder nachspachteln, sodass man Schäden kaum noch erkenne.
Heute ist Kork nicht zwingend teurer als andere Bodenbeläge. Fertig imprägnierte Platten kosten 45 bis 60 Euro pro Quadratmeter. Prinzipiell empfiehlt der Ingenieur, den Kork nicht selbst zu verlegen. Auch wenn das machbar ist. Aber ein Handwerker weiß besser, wie mit den giftigen Dämpfen von Lack, Kleber und Imprägniermittel umzugehen ist. „Der Fachmann macht das schneller“, sagt Holzmann. Und bei dem nicht ganz billigen Material sei es ärgerlich, wenn man sich doch mal verklebe.
Wer nicht kleben will oder darf, weil der Vermieter den Korkboden nicht akzeptiert, kann auf Korkplatten oder Parkett zurückgreifen, erklärt der Hamburger Bodenleger Mathias Hartwig. Die lassen sich so verlegen, dass sie nicht am Boden haften. Diejenigen, denen die Ästhetik des Korks nicht gefällt, die aber auf andere Vorzüge des Materials nicht verzichten wollen, können auch Kork mit Holzoptik verwenden. Allerdings ist der Rohstoff begrenzt. Die Rinde kann höchstens alle acht Jahre geschält werden, die beste Qualität liefern 50- bis 100-jährige Bäume.
„In Europa werden jährlich etwa 340.000 Tonnen Kork produziert“, erklärt Holzmann. „Das ist im Vergleich zu anderen Materialien sehr wenig.“ In den letzten zehn Jahren ist Kork durch Recycling erschwinglicher geworden. Alte Flaschenkorken könnten einfach gehäckselt und zu Platten verarbeitet werden. Deswegen ist Kork derzeit wieder im Kommen. Für die Umwelt ist das nicht unbedingt schlecht. Der Umweltverband WWF stellte die Gewinnung von Kork in seinem Blog gar als „einen der umweltfreundlichsten Ernteprozesse der Welt“ heraus. Auch für Holzmann ist Kork in jedem Fall ökologischer als Kunststoffe oder Laminat.
Bei Bodenbelägen sollte man darauf achten, regionale Materialien zu wählen, empfielt der Experte. Da kommen aber auch andere Materialen in Frage, die heimischen Lärchen etwa oder auch Fichten oder Eichen. So kann man ähnlich wie bei Kork vermeiden, ökologisch problematisches Tropenholz zu verwenden.