LESERINNENBRIEFE
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Berliner Luxussorgen

■ betr.: „Senat kommt auf den Geschmack“, taz vom 5. 2. 13

Sind das nicht Berliner Luxussorgen? In Baden-Württemberg kostet ein Mittagessen in der Grundschule zwischen 3,80 bis 4,30 Euro ohne Getränk. In den weiterführenden Schulen von 4,40 bis 6,50 Euro. Es gibt keine Zuschüsse vom Land. Für finanziell schwache Eltern fühlen sich meist Schulvereine zuständig. Sie sammeln Geld von Eltern und Firmen und organisieren Spendenverkäufe von Kuchen. Es gehört hier zum guten Ton, als Elternteil Kuchen zu backen oder auf Schulfesten eine Salatbar zu richten. Und es funktioniert, fast alle machen mit!

Ich fürchte, Berlins soziale Probleme rühren zum Teil daher, dass für soziale Angelegenheiten sich nur der Staat zuständig fühlt. Ich bin sehr wohl dafür, dass Armen vom Staat mehr geholfen wird. Ich finde die Sozialleistungen für Kinder skandalös. Aber um wirklich Qualität im Gemeinwesen zu sichern, geht es nicht ohne entschiedenes Bürgerengagement.

Für unter 2 Euro Lebensmitteleinsatz kriegt man kein vernünftiges schmackhaftes Schulessen hin. Ich will nicht, dass meine Kinder Schweinefraß essen, also bin ich bereit mehr zu bezahlen und andere, die weniger haben, mitzutragen. Wahrscheinlich sind in einer Großstadt, in der viele Menschen in Anonymität leben, diese einfachen Lebenswahrheiten nicht mehr zu vermitteln. Schade. MMMMMM, taz.de

Kein Luxusgut

■ betr.: „Das bessere Mahl möge gewinnen“, taz vom 5. 2. 13

Schulessen darf nicht zum Luxusgut für eine gewisse gut situierte Klientel werden.

WOLFGANG BANSE, taz.de

Keine Schulaufgabe

■ betr.: „Das bessere Mahl möge gewinnen“, taz vom 5. 2. 13

„Schüler sollen also lernen zu fragen, wie es sein kann, dass Lebensmittel in Deutschland so billig sind – und ob sie eventuell nicht zu billig sind. Sprich, die Bezeichnung Lebens-Mittel nicht mehr verdienen.“

Nein, es ist nicht Aufgabe unseres Schulsystems, den Kinder antiindustrielle Ideologien einzutrichtern. TIM LEUTHER, taz.de

Ds ist eine Menge

■ betr.: „Gut ist nicht für alle gut“, taz v. 5. 2. 13

Im Hartz-4-Satz sind für Kinder 2,55 Euro am Tag für Essen vorgesehen. Die 14 Euro pro Monat sind umgerechnet 46 Cent pro Tag. Das ist also eine ganze Menge, wenn ohnehin nur 2,55 pro Tag vorgesehen sind. Wenn Schulessen 37 Euro im Monat kostet, sind das 1,23 pro Tag, bleiben von den 2,55 nur noch 1,31 übrig: für Frühstück, Abendbrot und Zwischenmahlzeiten. NACHTLICHT, taz.de

Nicht mal ein Euro

■ betr.: „Gut ist nicht für alle gut“, taz v. 5. 2. 13

14 Euro pro Monat mehr. Das ist nicht mal ein Euro pro Schultag. Ich möchte die Eltern erleben, die nicht alles tun, um das ihren Kindern zu ermöglichen. Selbst die, die fast nichts haben. Selbst die, die auf Hartz 4 zum Leben angewiesen sind. Klar wäre eine Staffelung schön, aber dafür dann wieder Gehälter, Einkommen und alles prüfen, wäre ein riesiger bürokratischer Aufwand der letztlich auch Geld kostet. TAGESLICHT, taz.de

Blick in die Realität

■ betr.: „Ausziehen für den falschen Zweck“, taz vom 4. 2. 13

Da haben es doch tatsächlich Frauen gewagt, gegen eine rot-grüne „Errungenschaft“ zu protestieren, die es Zuhältern ermöglicht hat, ihre Geschäfte ganz legal zu betreiben, und die es den Strafverfolgungsbehörden praktisch unmöglich macht, internationalen Frauenhandel und Ausbeutung zu bekämpfen. Stattdessen hätten sie doch lieber gegen den unsäglichen Sexismus eines Herrn Brüderle blankziehen können und damit gleichzeitig die Frage nach dem Dirndl-Ausfüllen ganz persönlich beantworten können … Das sind doch heutzutage die wahren Themen, die taz-Redakteurinnen bewegen.

Wie heißt es doch so schön in den Genderprospekten? Alle Maßnahmen und Gesetze müssen daraufhin überprüft werden, was sie in der Realität für Frauen bewirken. Frau Lang-Lendorff hat den Blick in diese Realität wohl noch nicht gewagt … SUSANNE KLEPNITZ, taz.de

Sex ist kein Geschäft

■ betr.: „Ausziehen für den falschen Zweck“, taz vom 4. 2. 13

Prostitution gab es schon immer?! Den Versuch, die Rechte der Frauen zu unterdrücken, auch. Sexualität und deren Ausübung sollte Privatsache und kein Geschäft sein. Wie jede andere Privatsache auch sollte ein strafrechtliches Vergehen geahndet werden. Es beleidigt die zwischenmenschliche Intimsphäre und das Ansehen der Frauen, wenn Sex (zur) einseitige(n) Ware ist (wird)! PETRA, taz.de

Wirkliche Gleichstellung

■ betr.: „Ausziehen für den falschen Zweck“, taz vom 4. 2. 13

Da können dann deutsche Feministinnen sehen, wie das ist, wenn unter dem Motto „Kampf dem Sexismus“ ganz andere Ideologien propagiert werden. Fehlt noch, dass sich der Vatikan einreiht und Ehebruch und vorehelichen Sex als grundlegende Benachteiligungen von Frauen entdeckt. Allen gemein ist, dass sie um ihrer Ideologie willen Frauen zu Opfern erklären. Wirkliche Gleichstellung fängt erst dann an, wenn dies nicht mehr funktioniert. JÖRN, taz.de