Seehofers Geliebte erneut schwanger?: Dringender Termin in Berlin

Horst Seehofer und seine angebliche Ex-Geliebte sollen ein zweites Kind erwarten. Das ungeklärte Privatleben des CSU-Chefs verärgert viele Parteifreunde.

Horst Seehofer mit Ehefrau Karin, zu der er sich nach dem vermeintlichen Beenden seiner Affäre bekannt hatte. Bild: dpa

Im Sommer 2008 hat Horst Seehofer seinen Berliner Arbeitsplatz mit der Münchner Staatskanzlei vertauscht. Das ganzes Glück des verheirateten Politikers in Berlin war seine Freundin Anette Fröhlich - bis 2007. Da erforderte es die Parteikarriere, sich von ihr und der gemeinsamen Tochter Anna Felicia zu trennen. So zumindest tat es Seehofer kund. Aber bald schwirrten die Gerüchte, dass der bayerische Ministerpräsident seine Koffer noch in Berlin hat und die Trennung eine Camouflage war. Bald hörte man in Berlin von CSU-Leuten: "Die sind noch zusammen." In den letzten Wochen kam noch ein Detail dazu: "Die beiden bekommen ein zweites Kind."

Seit Seehofers Krönungsparteitag im Herbst 2008, als er nach einem desaströsen Ergebnis bei der Landtagswahl den glücklosen Günther Beckstein ablöste, ging das Getuschel. Während sich der neue starke CSU-Mann, begleitet von seiner (zweiten) Ehefrau Karin, im Plenum feiern ließ, schwatzten vor allem Beckstein-Anhänger und Mitglieder der mit Seehofer verfeindeten Berliner CSU-Landesgruppe im Foyer der Münchner Messe über die ungebrochene Liebe ihres Hoffnungsträgers zu der Rechtsanwältin Anette Fröhlich (35). "Der hat uns von Anfang an die hinters Licht geführt", wurde geraunt.

Ein Jahr zuvor hatte er vom Berliner Gspusi und dem gemeinsamen Baby Anna Felicia offiziell Abschied nehmen und ins eheliche Heim nach Ingolstadt-Gerolfing zurückkehren müssen, um sich auf dem Parteitag 2007 überhaupt noch an der CSU-Spitze halten zu können.

Sein rührseliger Canossa-Gang von 2007 brachte ihm aber nicht den erhofften Vorsitz ein. Er hielt eine Bewerbungsrede, bei der nicht viel fehlte, dass Tränen geflossen wären. Trotz aller Unterwerfungsgesten, trotz des öffentlichen Schuld- und Reuebekenntnisses zogen ihm die Delegierten Erwin Huber vor, machten Seehofer aber zum Stellvertreter. Ehefrau Karin repräsentierte seitdem tapfer an seiner Seite.

Seit dieser Zeit ist Seehofers Patchwork keine Privatsache mehr, wie er das wollte und wie es eigentlich sein sollte. Da er selbst sein Privatleben mit seinem politischen Schicksal verquickt hat, schauen seine Gegner in der CSU bei ihm genauer hin. Ihr Grundsatz "liberal samma scho, aber ned blöd" heißt, auf Seehofer angewendet: "Der soll privat machen, was er will, aber einen ganzen Parteitag anlügen braucht er nicht".

Gegner hat sich Seehofer in seiner Amtszeit schon genug gemacht, in einem Jahr mehr als unter Stoiber in fünf Jahren. Er lästert einfach gern, über manche CSU-Schnarchzapfen zu Recht, über andere, wie zuletzt etwa über die wackeren CSU-Europapolitiker, zu Unrecht. "Mancher Minister ist am Montag schon mit seiner Arbeit fertig, andere muss ich am Donnerstag anrufen, ob sie noch leben", sagt der Chef zum Beispiel über sein Kabinett. Da kommt Freude auf bei den Schwarzen. Und deshalb wird er wegen seiner ungeklärten Verhältnisse in der CSU mehr Schimpf und Spott als Schonung ernten.

Am Tag, als das Gerücht den Weg in manche Blätter fand, feiern die Katholiken in Bayern das Fest Fronleichnam mit Prozessionen. Seehofer hatte geplant, sich in München den Gläubigen anzuschließen, sagte den Termin aber kurzfristig ab. Auch einen Termin mit dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in der Berliner Bayerischen Vertretung sagte der in Bedrängnis geratene Seehofer kurzerhand ab. In der Staatskanzlei hatte man bereits süffisant gelächelt über die Vortragsveranstaltung mit dem beziehungsreichen Namen "Gottesschöpfung und menschliches Handeln - passt beides noch zusammen?" Jetzt wird statt seiner Europaministerin Emilia Müller dort mit dem Bischof parlieren.

In der CSU herrscht ohnehin blankes Entsetzen. "Man kann als Ministerpräsident und Parteivorsitzender kein Doppelleben führen", empört sich die CSU-Landtagsabgeordnete und frühere bayerische Sozialministerin Christa Stewens. Die 64-Jährige sagt offen, was viele in der Partei denken: "Ich glaube, dass das der CSU schadet." Bereits vor zwei Jahren, als sich Seehofer um den Parteivorsitz bewarb, war es Stewens, die forderte, der Kollege habe sich zu entscheiden. Das sieht sie auch jetzt noch so: "Ich hab kein Problem damit, dass er eine Freundin hat, aber er sollte für klare Verhältnisse sorgen."

Wer kurz vor der Europawahl in der CSU Seehofers Lovestory thematisierte, stieß auf Besorgnis. "Um Gottes willen", stöhnte einer der Oberen zwei Wochen vor dem Wahlgang, "ausgerechnet jetzt!" Inbrünstig hofften die empörten Christsozialen, dass die Medien vor dem für die CSU entscheidenden Urnengang dichthielten. Doch auch drei Monate vor der Bundestagswahl ist die Geschichte kein Hit für die Christsozialen. Fatal dürfte sich Seehofers Doppelleben vor allem bei den CSU-Stammwählern, den Hardcore- Katholiken auswirken. "Bei denen wird uns das unendlich schaden", prophezeit ein Mitglied der CSU-Landtagsfraktion geschockt. Und ein CSU-Präside sagt: "Das macht bei uns in den konservativen Kreisen schon Probleme."

Andererseits glaubt keiner, dass es Seehofer den Job kosten wird. "Es gibt im Moment einfach keine Alternative", räumt ein Münchner CSUler ein. Die CSU wisse, "dass sie sich drei Monate vor der Bundestagswahl keine Personaldebatte leisten kann". Dumm nur, dass Mitte Juli der CSU-Parteitag mit Neuwahl des Parteichefs ansteht. "Die eine oder andere Delegiertenstimme wird ihn das schon kosten", ätzt ein CSU-Spitzenmann. In der Partei hat man nämlich noch gut die Bilder von Seehofers Papstreise Ende Januar vor Augen. Papst Benedikt hatte den Bayernregenten, gemeinsam mit dessen Ehefrau Karin, Ende Januar zu einer Privataudienz empfangen. "Wie kann man nur so heucheln", raunen CSU-Spitzenleute. "Da erzählt uns der, er bleibt bei seiner Familie, reist zum Papst und dann so was!"

Wundern dürfte sich auch Benedikt selbst, der, so erzählen Insider, zunächst nicht begeistert gewesen sein soll von Seehofers inständigem Wunsch einer Privataudienz: Leider sei der bayerische Ministerpräsident ja Vater einer unehelichen Tochter, soll Benedikt moniert haben. Ob man so einen empfangen könne? Aus der Patsche geholfen hat Seehofer dann angeblich Edmund Stoiber, der höchstselbst beim Papst antichambriert haben soll. Mit Erfolg. Seehofer bekam seinen Termin.

Das Mitgefühl vieler CSU-Politiker gilt Seehofers Ehefrau Karin. Selten sah man sie an der Seite ihres Mannes lächeln, bei der Vereidigung als Ministerpräsident im Landtag etwa, als sie mit den gemeinsamen Kindern erschien. Ab wann der 51-Jährigen klar wurde, dass ihr Mann weiter Theater spielt - niemand weiß es. Gut möglich, dass sie es, wie damals, als Letzte erfuhr. Auffallend war jedenfalls, dass Karin Seehofer so gut wie nie in Berlin auftauchte. Angeblich hatte Horst Seehofer seiner Frau alle offiziellen Berlin-Termine, die sie in ihrer Rolle als First Lady üblicherweise hätte übernehmen sollen, gestrichen.

Kaltherziger Horst

In der bayerischen Staatskanzlei wunderte man sich zudem über ominöse Termine des Ministerpräsidenten in der Bundeshauptstadt, die in dessen Terminkalender nur mit "Berlin" bezeichnet waren. Nachzufragen, was das genau bedeutet, traute sich keiner. Die Beamten dachten sich ihren Teil. Dass Anette Fröhlich nach wie einen Schlüssel zu Seehofers Apartment hatte, war in der Regierungszentrale bekannt. Dass die herzzerreißenden Zitate Fröhlichs über den kalten Horst nach der angeblichen Trennung 2007 der Wahrheit entsprachen, glaubte so recht niemand. "Die plötzliche Trennung hat mich wie ein Fallbeil erwischt", gab die junge Frau damals zu Protokoll.

Am Abend der Europawahl, bei der die CSU zwar weit vor der CDU lag, aber mit 48 Prozent noch kein Signal für den eigenen Aufbruch geschafft hatte, strotzte Seehofer nur so vor Selbstbewusstsein. "Den können wir bald nicht mehr derreiten", schwante einem CSU-Mann. Wenn Seehofer keinen Ausweg aus seinem Dilemma findet und das Vertrauen weiter bröckelt, wird es er bald nicht mehr "derreiten" können.

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