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Archiv-Artikel

Haft für Hoyzer

Das Berliner Landgericht verhängt eine Gefängnisstrafe von 29 Monaten gegen den ehemaligen Schiedsrichter

BERLIN ap/taz ■ Im Betrugsprozess um manipulierte Fußballspiele hat das Landgericht Berlin den ehemaligen Schiedsrichter Robert Hoyzer zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt. Gegen seinen früheren Kollegen Dominik Marks verhängte das Strafgericht am Donnerstag eine Freiheitsstrafe von anderthalb Jahren auf Bewährung. Verurteilt wurden auch die drei mitangeklagten Brüder Milan und Filip Sapina. Prozessbeobachter waren nach den Plädoyers davon ausgegangen, dass Richterin Gerti Kramer dem Antrag der Staatsanwaltschaft folgt und gegen Robert Hoyzer lediglich eine Bewährungsstrafe festlegt.

Gegen Wettprofi Ante Sapina verhängte das Gericht eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten. Sein Bruder Milan wurde zu einem Jahr und vier Monaten auf Bewährung, Filip Sapina zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt. Die Vorsitzende Richterin Kramer sagte, die Vergehen seien nicht als Jugendsünden zu bewerten, sondern als schwere Taten von Erwachsenen. Ante Sapina sei der Drahtzieher gewesen. Er habe die Schiedsrichter bei den Spielen überwachen lassen, „um zu sehen, ob sie ordentlich arbeiten“.

Die Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag für Hoyzer eine zur Bewährung auszusetzende Freiheitsstrafe von zwei Jahren beantragt. Bei ihm wurden die Bereitschaft zur Aussage sowie die Mitarbeit an der Aufklärung des Falles als „erheblich strafmildernd“ gewertet. Hoyzer hätte zudem Reue gezeigt und sich umfassend entschuldigt. Ante Sapina sollte der Staatsanwaltschaft zufolge für zwei Jahre und elf Monate hinter Gitter. In beiden Fällen hatten die Verteidiger auf Freispruch plädiert.

Für den ehemaligen Schiedsrichter Marks hatten die Staatsanwälte eine zweijährige Haftstrafe ohne Bewährung gefordert. Seine Anwältin hingegen hatte auf eine Geldstrafe, hilfsweise auf eine Bewährungsstrafe von unter einem Jahr plädiert. Milan Sapina sollte nach dem Willen der Anklagevertretung eine Freiheitsstrafe von 14 Monaten zur Bewährung sowie eine Geldbuße in Höhe von 50.000 Euro auferlegt werden. Für seinen Bruder Filip waren ein Jahr auf Bewährung und 2.500 Euro Geldbuße gefordert worden.

Nach der Verurteilung haben die Anwälte von Hoyzer und Ante Sapina Revision angekündigt. Diese muss innerhalb eines Monats beim Bundesgerichtshof in Leipzig eingereicht werden. Damit wird ein rechtskräftiges Urteil wohl erst im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fallen. Der Prozess in Berlin hatte am 18. Oktober begonnen und war zunächst auf insgesamt 18 Verhandlungstage bis Ende des Jahres angesetzt.

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