: O Gott, Benedikt!
PAPST-RÜCKTRITT Auch im Norden wird dem Oberhaupt der katholischen Kirche manche Träne nachgeweint
Die überraschende Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. lässt auch die katholischen Bischöfe im Norden nicht kalt. Die Nachricht bewege ihn sehr, ließ der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode mitteilen. In der Entscheidung des Papstes drücke sich dessen persönliche und theologische Gradlinigkeit aus. „Ich kenne Joseph Ratzinger seit über 40 Jahren persönlich“, sagte der Bischof über seinen früheren Professor. „Ich schätze ihn sehr.“
Der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle nannte den Rücktritt „nachvollziehbar und vernünftig“. Er blicke mit Dankbarkeit auf die Amtszeit das Papstes zurück, sagte Trelle. Zu den großen theologischen Leistungen des Papstes gehöre seine intellektuelle Durchdringung des Verhältnisses von Glaube und Vernunft. Auch Trelle kennt den Papst seit vielen Jahren – er war in den 60er Jahren Ratzingers Student an der Universität Bonn.
„Ich muss gestehen, als ich um 12 Uhr die Nachricht hörte, dass ich nach Luft gerungen habe“, sagte der Hamburger Erzbischof Werner Thissen. „Mein zweiter Gedanke war: Respekt, der Papst hat souverän gehandelt. Mein dritter Gedanke war: es ist geheim geblieben.“ Für ihn sei Benedikt „der Geisteswissenschaftler im Papstamt gewesen, der nicht so sehr die aktuellen politischen Dinge gesteuert hat, sondern die großen Linien, die die Menschheit im dritten Jahrtausend beschäftigen. Die hat er benannt, die hat er gedeutet.“
Als er seinen ehemaligen Professor ein Jahr vor dessen Papst-Wahl auf dem Petersplatz getroffen habe, habe er gedacht: „Lieber Kardinal Ratzinger, was siehst du schlecht aus“, erinnerte sich Thissen. Damals habe Ratzinger gehofft, der Papst möge ihn aus seinem Amt entlassen. Doch Johannes Paul II. habe ihn nicht gelassen. Als er Papst Benedikt dann beim Weltjugendtag in Köln wiedergetroffen habe, konnte Thissen zu ihm sagen: „Das Papstamt hat Sie verjüngt.“ Benedikt habe einen sehr lebensfrohen Eindruck gemacht.
Für die katholische Kirche bedeute der Rückzug des Papstes einen „riesigen Schreck“. Ein neuer Papst könne aber auch neuen Schwung bringen, sagte Thissen. „Das kann uns als Kirche auch guttun.“ (dpa)
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