Verfilmung von "Die Päpstin": Römischer Karriereplan

Sönke Wortmann hat den Bestseller "Die Päpstin" auf die Leinwand gebracht. Der Streifen ist eine durchaus kongenialer Mix aus Herzeleid und Germanienhorror geworden.

Johanna Wokalek - als Päpstin mit den Gedanken immer ganz woanders. Bild: constantin film

Es sieht ziemlich einfach aus, das Papst-Werden in diesem Film: Man muss nur nach Rom gehen, sich dort auf den Straßen als Heilkünstler einen Namen machen, dann das Vertrauen des amtierenden Papstes (John Goodman) gewinnen, indem man ihn von seinen Gicht-Beschwerden befreit. Und natürlich im richtigen Moment zur Stelle sein, wenn, nachdem der alte ermordet wurde, ein neuer Past gewählt wird. So erzählt, klingt es vielleicht doch wieder kompliziert; es ist wohl Johanna, so wie sie von Johanna Wokalek hier verkörpert wird, die das Ganze so einfach erscheinen lässt.

Ihr passieren eben all diese Dinge, während sie unterdessen mit ganz anderem beschäftigt ist. Zum Beispiel damit, sich zu fragen, ob sie, statt Papst zu werden, nicht doch lieber den gut aussehenden Grafen Gerold (David Wenham) heiraten und damit, wie man so sagt, dem "Ruf des Herzens" folgen sollte, auch wenn das eine dämliche Entscheidung wäre.

Nun denn, man merkt, der Stoff der "Päpstin" gibt jede Menge Raum für Fantasien, anders gesagt: Er ist Fantasy. Das war er wahrscheinlich schon, als die Legende von einer Frau, die unerkannt für kurze Zeit das Papstamt innegehabt haben soll, im 13. Jahrhundert zum ersten Mal aufkam. Damals besaß die Vorstellung wohl vor allem einen antireligiösen Unterton, war eine Art Beschmutzungsfantasie: eine Frau auf dem Heiligen Stuhl, und dazu noch schwanger! Als der Feminismus in den 70er-Jahren die Legende aufgriff, wurde daraus eine Emanzipations- und Ermächtigungsfantasie nach dem Motto: Eine Frau schafft es nach oben.

Die amerikanische Autorin Donna Woolfolk Cross hat daraus in den 90ern einen Bestseller gemacht, indem sie bewährte Versatzstücke des Frauenkitschs aus dem 20. Jahrhundert in die Kulissen des vorgeblich finsteren Mittelalters fantasierte: prügelnde Väter, heimliche Liebhaber und immer wieder die Tücken des weiblichen Körpers, die dem Karriereplan einen Strich durch die Rechnung machen.

Der Film folgt dieser durchaus kuriosen Mischung der Vorlage ziemlich genau. Die kleine Johanna wächst Anfang des 9. Jahrhunderts in Armut auf, der frauenverachtende Vater will nicht, dass sie etwas lernt. Doch so groß ist ihre Intelligenz, dass selbst die mangelhaften Bildungsinstitutionen des Mittelalters sie nicht daran hindern können, bald mit Bibel- und Griechischkenntnissen aufzufallen. Als Streberin macht sie sich auch viele Feinde, aber im rechten Moment taucht doch immer ein Förderer oder Retter auf. Weil es sich in Kriegszeiten als Frau gefährlich lebt, schlüpft Johanna als Mann verkleidet in einem Kloster unter. Als sie aufzufliegen droht, flieht sie und macht sich auf den Weg nach Rom.

Warum "Die Päpstin" zum Bestseller wurde, mag leicht zu erklären sein. Originalität jedenfalls spielt keine Rolle. In dieser Hinsicht kann man die Verfilmung als durchaus kongenial bezeichnen. Zur Erinnerung: Einst war Volker Schlöndorff als Regisseur vorgesehen, als er sich aber in einem Interview abfällig über die Praxis der "Amphibienfilme", also der Doppelauswertung von Kinoprojekten im Fernsehen, äußerte, fand er sich durch Sönke Wortmann ersetzt, der die Regie offenbar willig, aber unter Verzicht auf jede eigene Handschrift übernahm.

Alles erscheint wie nach festen Vorgaben aus dem Fundus diverser Erfolgsfilme gedreht: ein bisschen Frauenkampf und Herzeleid wie in "Nebel von Avalon", ein bisschen Germanienhorror wie in "Gladiator", ein bisschen Schlachtgetümmel à la "Herr der Ringe" und zuletzt ein bisschen guter alter Römerfilmbombast.

Bedient werden die alten Filmklischees von den gerade erst missionierten Barbaren mit den strähnigen, fettigen Haaren und den groben Sitten auf der einen und den eleganten, aber intriganten Römern mit ihren goldrandverzierten Togas auf der anderen Seite. Weder David Wenham als Liebhaber noch John Goodman als Papst machen den Eindruck, als würden sie sich dafür interessieren, in welchem Film sie da spielen. Und Johanna Wokalek scheint viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, um sie darauf hinzuweisen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.