: Aus dem Reich des Brandenburgers: „Alle Sterne sind schon da …“
Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck, der am Dienstag dieser Woche in das Amt des SPD-Vorsitzenden befördert wurde
Als Matthias Platzeck einmal bei Kerzenlicht, einem Chianti und Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ ein gutes Beziehungsgespräch führte, klingelte es an der Haustür. Platzeck erhob sich von dem Eisbärenfell, auf dem er mit einer Freundin vorm Kamin gelegen hatte, und schlappte in seinen Hasenohrpuschen zur Tür. Dort stand der Wachtmeister Erwin Gathow, der den späteren SPD-Vorsitzenden auf eine von jugendlichen Rüpeln umgeworfene Mülltonne im Vorgarten hinweisen wollte. Gathow aber konnte seine Augen nicht von den Hasentretern des Ministerpräsidenten lassen, so dass Platzeck sie schließlich auszog und dem wackeren Polizisten als Geschenk übergab, bevor er barfuß zu seinem tête-à-tête zurückeilte.
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Kaum jemand weiß, dass Matthias Platzeck ein leidenschaftlicher Briefmarkensammler ist. Eines Tages sollte er zufällig eine seltene Marke in die Hand bekommen. Die Marke aber war bereits gestempelt, was ihren Wert arg verringerte. Da nahm Platzeck die Marke und ließ an ihr all seine Wut aus, indem er sie anleckte und auf einen Brief klebte, den er an den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland adressierte. Schon fühlte er sich wohler.
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Während einer Landtagssitzung tippte ein Parteigenosse Matthias Platzeck kurz auf den Rücken und lief dann aber schleunigst an ihm vorbei. Platzeck dachte sich nichts dabei und ging zu seinem Platz zurück. Doch bemerkte er, wie die Menschen hinter ihm zu tuscheln und zu kichern begannen. Was war geschehen? Der Parteigenosse hatte Matthias Platzeck einen Zettel auf den Rücken gepinnt, auf dem in großen Buchstaben zu lesen war: „Ich bin bei SPD!“
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Matthias Platzeck wird auch „Stulle“ genannt. Und das kam so: Einmal entdeckte Matthias Platzeck bei einem Spaziergang durch Potsdam, dass ein Kind sein Schulbrot auf einer Parkbank liegen lassen wollte, weil es lieber Schokoriegel aß. Mit dem Brot in der Hand eilte der Landesvater dem fliehenden Jungen hinterher und rief ein ums andere Mal: „Dein Butterbrot, dein Butterbrot …“ Als er an einer Parkbank vorbei lief, auf der sich mehrere Tippelbrüder an einer bulligen Zweiliterflasche „Ochsenblut“ gütlich taten, krähten die Clochards ihm hinterher: „Stulle heiß det!“ Da hatte Platzeck seinen Spitznamen weg.
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Als Matthias Platzeck in den frühen Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts seinen Armeedienst bei der Nationalen Volksdienst ableistete, wurde der schüchterne „Schütze Arsch“ einmal von seinen Kameraden betrunken gemacht. Dann trugen sie den Trunkenbold vor die Unterkunft des kommandierenden Offiziers und riefen lauthals: „Feuerwasser frei!“ Der Kommandant erwachte, sah aus dem Fenster und rüffelte den schwankenden Untergebenen, er solle gefälligst seine „Furzmulde“ aufsuchen. Der angezwitscherte Platzeck aber drehte sich im Kreis, starrte in die klare Nacht und sang vor sich hin: „Alle Sterne sind schon da …“ Später dann wurde Matthias Platzeck von Beruf Kybernetiker.
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Einmal bekam Matthias Platzeck Besuch von seinem Brieffreund Denis Andrews aus England. Gemeinsam gingen sie in einen Supermarkt, um allerlei Dinge fürs Abendbrot einzuholen. Da aber das Toastbrot, die Flasche Sekt und das Wurstsortiment nicht in die Taschen ihrer Jacketts passten, benötigten sie eine Tüte. Denis Andrews wollte zeigen, wie gut er bereits das Deutsche beherrschte und fragte die Kassiererin: „Haben Sie Titten?“ Die Kassiererin schnaubte vor Wut. Matthias Platzeck versuchte lange vergebens, die heikle Angelegenheit aufzuklären.
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Ein anderes Mal ging Matthias Platzeck an einem schönen Sommernachmittag spazieren, als er plötzlich aus der Ferne seinen Schwarm Ute nahen sah. Um männlich zu wirken, setzte sich der Womanizer auf den Rand eines Brunnens, lehnte sich nach hinten und tat so, als würde er die Sonnenstrahlen genießen. Aber der „Deichgraf“ hatte sich zu weit zurückgelehnt, und just in dem Augenblick, als Ute an ihm vorbei ging, platschte er rücklings in den Brunnen, dass es nur so spritzte. Alle Umstehenden brachen in Gelächter aus, und Ute lachte am allerlautesten. Was für eine Blamage!
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Bei einem Bulgarien-Urlaub wanderte der junge Student Matthias Platzeck an der Schwarzmeerküste entlang, als ihn am Wegesrand eine alte Zigeunerin aufgeregt heranwinkte. Gegen ein Geldstück könne sie ihm die Zukunft aus der Hand lesen, krächzte die Alte, deren Gesicht unter dem weiten schwarzen Kopftuch kaum auszumachen war. Matthias Platzeck, der neben Russisch und Polnisch auch fließend Bulgarisch spricht, willigte ein, und die Wahrsagerin weissagte ihm, er werde dereinst drei schöne Töchter haben, in einem großen weißen Schloss wohnen und den Königen von England, Frankreich und Amerika die Hand schütteln. Er dürfe sich nur niemals den Bart abrasieren. Hastig nahm die alte Zigeunerin das geforderte Geldstück an sich, sprang dann auf und lief leichtfüßig davon.
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Eines Tages lud seine Freundin Ute Matthias Platzeck nach Hause zum Mittagessen ein, um ihn ihren Eltern vorzustellen. Schon im Hausflur roch Platzeck, dass es Zwiebelsuppe gab. Er wäre am liebsten direkt wieder umgekehrt, denn es gibt kein Gericht, das Matthias Platzeck so sehr hasst wie Zwiebelsuppe. Aber er wollte Utes Mutter nicht beleidigen, also setzte er sich an den Tisch und würgte die Suppe herunter. Plötzlich scherzte Utes Vater, und Matthias Platzeck musste laut losprusten über den fröhlichen Scherz. Leider hatte er noch den Mund voller Suppe – und spuckte sie Utes Vater versehentlich ins Gesicht … Sofort begann Matthias Platzeck ein altes Arbeiterlied zu singen, um den Vater zu beschwichtigen. Und tatsächlich: Es funktionierte.
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Einmal ging Matthias Platzeck in ein Fotogeschäft, um Bilder von seiner letzten Urlaubsreise nach Mecklenburg-Vorpommern entwickeln zu lassen. Die Verkäuferin fragte freundlich: „Neun mal dreizehn?“ Matthias Platzeck aber dachte sehr lange nach und antwortete dann: „Hundertsechzehn, glaube ich.“
MICHAEL RINGEL CORINNA STEGEMANN