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Archiv-Artikel

„Auf sichere und perfekte Weise“

BOMBE Allen Warnungen und Sanktionen zum Trotz zündet Nordkoreas Regime zum dritten Mal einen Atomsprengsatz

Unklar ist noch, ob Nordkorea erstmals angereichertes Uran verwendete

VON SVEN HANSEN

BERLIN taz | Internationalen Warnungen zum Trotz hat Nordkorea am Dienstag einen Atomsprengsatz gezündet. Die Explosion erfolgte um 11.57 Uhr Ortszeit unterirdisch auf dem Testgelände Punggye-ri im Norden des Landes.

Es war bereits der dritte Atomtest des Regimes – aber der erste unter dem neuen Führer Kim Jong Un. Zunächst hatten Messgeräte in Japan und Südkorea auf die erdbebenartige Detonation einen Kilometer unterhalb der Erde hingewiesen. Dann folgte die Bestätigung aus Nordkorea: „Der Test wurde auf sichere und perfekte Weise auf hohem Niveau ausgeführt, unter Verwendung einer kleineren und leichteren A-Bombe, anders als die vorherigen, aber mit großer Sprengkraft“, meldete Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA. Es gäbe „keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Umwelt in der Umgebung“.

Die Bombe hatte laut Südkoreas Verteidigungsministerium eine Sprengkraft von 6 bis 7 Kilotonnen. Damit war sie knapp halb so stark wie die Hiroschima-Bombe von 1945, aber weit stärker als bei den vorangegangenen nordkoreanischen Tests von 2006 (1 Kilotonne) und 2009 (2 Kilotonnen).

Unklar ist noch, welches Spaltmaterial verwendet wurde: Bisher wählte Nordkorea dafür Plutonium. Schätzungen zufolge hat das Land nur noch Material für vier bis sechs weitere Bomben. Womöglich nutzte die Armee jetzt aber erstmals angereichertes Uran. Das Land besitzt eigene Uranvorkommen und ist offenbar in der Lage, genug davon anzureichern.

Falls der Test, wie behauptet, erfolgreich war, dürfte das Regime in Pjöngjang dem Ziel funktionsfähiger Atomwaffen näher gekommen sein.

Erst im Dezember hatten die Nordkoreaner eine Langstreckenrakete abgeschossen. Darauf verschärfte der UN-Sicherheitsrat im Januar mit den Stimmen Chinas die bisherigen Sanktionen. Laut der südkoreanischen Agentur Yonhap soll Pjöngjang schon am Montag China und die USA über die bevorstehende Zündung informiert haben. Öffentlich wurden auch weitere Raketentests angekündigt.

International wurde der Test, den Nordkorea eine „Selbstverteidigungsmaßnahme“ nennt, scharf verurteilt. US-Präsident Barack Obama sprach von einem „hochprovokativen Akt“. Der Test geschah nur wenige Stunden, bevor Obama am Dienstagabend seine Rede zur Lage der Nation halten wollte.

Pjöngjang dürfte mit diesem Timing noch weitere Ereignisse im Blick gehabt haben: Zurzeit feiern Chinesen und Koreaner das Frühlingsfest, was die Reaktionsfähigkeit ihrer Regierungen schwächt. Am 17. Februar jährt sich zudem der Todestag von Kims Vater Kim Jong Il.

In Südkorea übernimmt Park Geun-hye am 25. Februar die Präsidentschaft. Unter ihrem Vorgänger Lee Myung-bak war das Verhältnis zwischen dem Norden und dem Süden auf einen Tiefpunkt gesunken. Die künftige Präsidentin hat eine Annäherung versprochen. Um das Verhältnis mit ihr nicht gleich zu belasten, bot sich ein Test noch unter Lee an. Das gilt auch für Chinas neuen Parteichef Xi Jinping, der im März sein Amt als Staatschef antreten wird.