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Archiv-Artikel

HSV- und Werder-Fans als Freunde – beinahe

DERBY Beim Risikospiel zwischen dem Hamburger SV und dem SV Werder Bremen ging am Sonntag die Deeskalations-Strategie auf. Ihre Choreografie ließen die Bremer Fans allerdings lieber zuhause

„Das mit dem an- ständigen Benehmen", sagt Thomas Hafke, „kann man ja auch einfach so machen“

Kommt nicht oft vor. Dass ein Bremer Fußballfan für die Fans des HSV „lobende Worte“ findet. Ist aber so. Das kann Thomas Hafke, 47, Diplomsozialwissenschaftler und Leiter des Fanprojekts Bremen, weil von den warmen Worten, mit denen er die HSV-Fans bedenkt, ein paar Strahlen auch die Fans des SV Werder treffen.

„Es ist gut gelaufen“, sagt Hafke. Die Bemühungen beider Seiten waren erfolgreich, auf das wegen der Feindschaft der beiden Fanlager brisante Spiel beruhigend einzuwirken, das noch brisanter wurde, weil es von der Deutschen Fußball-Liga auf den letzten Spieltag der Hinrunde terminiert worden war. Auch Hafke ist, wie die Fan-Vertreter des HSV, der Meinung, dass dieses Spiel „mitten in der Saison besser aufgehoben wäre“.

Die Bremer haben registriert, dass in den News, der Zeitschrift der HSV Supporters, ein Interview mit Uwe „Hornsby“ Jahn erschien, Mitglied der Bremer Fangruppe „Die Treuen“, in dem er über Adrian Maleika spricht, der bei einem Spiel des SV Werder in Hamburg im Oktober 1982 von Steinwürfen so schwer verletzt wurde, dass er starb. Auf der Webseite des Werder-Fanclubs „Rolands Erben“ und des Werder-Fanprojekts standen Aufrufe „den Ball flach zu halten“.

Die Werder-Fans, sagt Fanprojekt-Leiter Hafke, haben sich an alle Absprachen gehalten, der HSV und seine Fans auch. Das zum ersten Mal geltende Angebot des HSV an die Werder Fans, in den Volkspark alles mitzubringen, was in Stadien erlaubt ist, wurde nicht angenommen. Während die HSV-Fans eine aufwändige Choreografie zeigten, hatten die Bremer weder Transparente noch Spruchbänder mitgebracht. Die Vereinbarung lautete: Wir, der HSV, wenden das Dortmunder Modell an – wenn ihr Bremer euch außer- und innerhalb des Stadions benehmt. „Das mit dem anständigen Benehmen kann man ja auch einfach so machen, ohne das Dortmunder Modell in Anspruch zu nehmen“, sagt Hafke.

Er hofft nun, „dass die Diskussionen zwischen den Fans weitergeführt werden“. Vor allem im Hinblick auf die letzte Partie der Saison, zu der die Hamburger ins Weserstadion kommen. „Wie problematisch das Spiel wird, hängt auch von der sportlichen Situation ab“, so Hafke. Wie unproblematisch es wird, hängt auch davon ab, „ob man sich vorher trifft“. ROGER REPPLINGER