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Libre te quiero – Frei sollst du sein Spanien 2012, R: Basilio Martin Patino und Ensayo de una revolucion – Entwurf einer Revolution Spanien 2012, R: Pedro Sara, Antonio Labajo. Originalfassungen mit deutschen Untertiteln. Beide Filme dokumentieren die spanische soziale Bewegung „15M“, die Indignados/as, die Empörten. 15M heißt die Bewegung nach dem Tag ihrer ersten großen Demonstrationen. 2011 war das dritte Jahr der schweren Krise, die bis heute anhält – in über einer Million Haushalte hat niemand mehr ein Einkommen, die Mehrheit der jungen Erwachsenen ist erwerbslos. Am 15. Mai 2011 demonstrierten Zehntausende unter der Parole „Echte Demokratie jetzt!“ – „Democracia Real Ya!“ In Madrid beschlossen Demonstrierende, auf dem zentralen Platz Puerta del Sol zu übernachten. Das war der Anfang von Acampada Sol und der 15M. „Libre te quiero“ ist der erste ausführliche Dokumentarfilm über die 15M. Der Regisseur Basilio Martin Patino macht seit über 50 Jahren Filme und hat sich mit seinem ganzen cineastischen Können auf die neue Bewegung eingelassen. Der Film beginnt mit einer Demo auf der Puerta del Sol und zeigt, was sich um die Kleinstadt des Protestes mit Zelten zwischen Mai und Oktober 2011 so abspielte. „Ensayo de una revolucion“ erzählt die Geschichte in einer kleineren Stadt: Cadiz. Auch hier gab es eine Acampada, auf der Plaza Pallifero. Wo Patino selbst auf jedes Interview verzichtet und teilnehmend beobachtet, lassen die beiden Regisseure des „Ensayo“ zusätzlich einzelne Aktive ihre Beweggründe vor der Kamera erzählen. Tania Martin hat die beiden Filme eigens für den Filmabend deutsch untertitelt. Im Rahmen der von ihr organisierten monatlich in der W3 stattfindende Reihe Globalisierungskino werden die beiden Filme erstmals in der BRD gezeigt. Tania Martin ist gut informiert über die Bewegung der Indignados/as. Gegenüber dem Autor bemerkte sie, die Filme würden ja wenig erklären, keine Hintergrundinfos liefern. Im anschließenden Gespräch wird aber sicher Gelegenheit für Nachfragen sein. Beide Filme verzichten vollständig auf einen Kommentar. Bewegung pur gibt es zu sehen und zu hören. Die beiden Filme sind kinematografisch gekonnt gemacht, ästhetisieren die Bewegung mit ihrer Bildsprache auch etwas. Vom Geschehen auf der Bühne im großen Camp an der Puerta del Sol gibt es in „Libre te quiero“ mehr zu sehen und dank guter Mikrophone zu hören, als für die meisten KundgebungsteilnehmerInnen, die weiter weg standen. Vor knapp zwei Jahren, als in den Camps der Indignados/as eine neuartige Bewegung entstand und für viele der Aktiven die Hoffnung aufschien, der Korruption, der Selbstgerechtigkeit der beiden großen Parteien, der Sparpolitik, dem Gewinnstreben, kurz: dem Kapitalismus ein Ende bereiten zu können. Fesselnd anzusehen, machen die Filme Lust darauf, auf die Plätze zu gehen, um sich gemeinsam zu empören, gegen die Vereinzelung, die Konkurrenz.  GASTON KIRSCHE Di, 19. 2, 19 Uhr, W3, Saal, Nernstweg 32–34