Wochenübersicht: Lautsprecher : Jörg Sundermeier sichtet die soziale Lage der Stadt
Heute wird, wie jedes Jahr, am U-Bahnhof Samariterstraße die Mahnwache für den Hausbesetzer und Aktivisten Silvio Meier abgehalten, der an einem 21. November von einem Nazi ermordet wurde. „Bringt Blumen und Kerzen mit“, heißt es im Aufruf (17 Uhr). Am Dienstag wird im Mehringhof die Frage „Was genau ist Rechtsextremismus in Deutschland heute?“ erörtert. Doch statt einer Referentin oder eines Referenten aus dem Antifa-Umfeld hat man diesmal Richard Stöss von der FU geladen, der als einer der versiertesten Kenner der rechtsextremistischen Szene in Deutschland gilt. Er behauptet unter anderem, dass es „in der politischen Kultur der Bundesrepublik den Rechtsextremen (bisher) nicht gelungen“ sei, eine populäre nationalistische Partei zu etablieren. Was ist mit der NPD in Sachsen, fragt man da, die, wie aktuelle Umfragen beweisen, alles andere als eine vorübergehende Erscheinung ist. Was sagt er zu Zellen in Bochum und Bielefeld, was zu Aufbauorganisationen in Baden-Württemberg? Interessant wäre auch zu sehen, ob er, wie in der Faschismusforschung heute üblich, zwischen Faschismus und Nazismus scheidet. Im Wedding, im Mitte Museum am Gesundbrunnen, wird zeitgleich einer Bewegung gedacht, die man offensichtlich musealisieren kann, des Wandervogels der Nachkriegszeit nämlich: „Ostermarsch und Friedensdekade – Friedenssehnsucht im Kalten Krieg“ heißt die Veranstaltung, und AktivistInnen aus Ost und West erinnern sich. In der Akademie der Künste wird, ebenfalls am Dienstag, über Exjugoslawien im Jahre zehn nach Dayton diskutiert. Thema hier: „Kann Kultur Wunden heilen?“ Zuvor wird der Film „San Zimske Noci – Midwinter Night’s Dream“ aus Serbien-Montenegro gezeigt. Sosehr man glaubt, dass die Teilnehmer etwas Schlaues sagen werden – die Fragestellung ist selten blöd.