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Sanktionen für junge Arbeitslose zu strengIn die Kriminalität gedrängt

Selbst Arbeitsvermitter halten die gegen junge Arbeitslose ausgesprochenen Sanktionen für zu streng. Ein Anstieg der Kleinkriminalität und Verschuldung sind die Folgen.

Hartz-IV-Empfänger unter 25 darf die Unterstützung bis zu drei Monaten komplett gestrichen werden. Bild: dpa

NÜRNBERG apn | Hartz-IV-Empfänger unter 25 Jahren werden nach Einschätzung von Arbeitsvermittlern bei Verstößen oft zu streng bestraft. In einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kritisieren die Job-Vermittler, das harte Vorgehen gegen junge Arbeitslose, denen die Regelleistungen bei Verstößen sofort vollständig gestrichen werden, fördere den Anstieg der Kleinkriminalität und der Verschuldung der Betroffenen.

Laut IAB sieht das Sozialgesetzbuch II vor, die Unterstützung für Hartz-IV-Empfänger unter 25 Jahren für drei Monate vollständig zu streichen, wenn sich diese weigern, eine zumutbare Arbeit oder einen Ein-Euro-Job anzunehmen. Für diese Zeit können die Betroffenen zwar Lebensmittelgutscheine beantragen, haben aber keinen Anspruch darauf. Bei einem erneuten Verstoß werden ihnen auch die Kosten für Wohnung und Heizung nicht mehr erstattet.

Die IAB-Studie, für die Vermittler und Fallmanager interviewt wurden, ergab, dass die meisten von diesen auch bei den jungen Hartz-IV-Empfängern für eine stufenweise Kürzung plädieren, wie sie bei älteren Arbeitslosen vorgesehen ist. Sonst bleibe nicht einmal das Existenzminimum.

Die scharfen Sanktionen förderten den Anstieg der Kleinkriminalität und der Verschuldung der Betroffenen, kritisierten die Jobvermittler. Würden junge Arbeitslose zu stark bestraft, tauchten sie auch häufig unter. Der Kontakt der Arbeitsvermittler zu ihnen breche dann vorübergehend oder auch längerfristig ab. Einige der befragten Arbeitsvermittler stellten auch in Frage, dass es sinnvoll sei, junge Menschen in den nächstbesten Job zu drängen, statt auf nachhaltige Integration und Qualifizierung zu setzen.

Arbeitssuchende unter 25 Jahren werden tatsächlich nicht nur besonders scharf, sondern auch vergleichsweise häufig sanktioniert – laut IAB mit zehn Prozent rund dreimal so oft wie die 25- bis 64-Jährigen. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Vermittler sich hier um weniger Fälle kümmern müssten und daher höhere Anforderungen stellten, die öfter nicht erfüllt würden. Zudem stünden junge Arbeitslose am Beginn ihres Erwerbslebens und würden – wie vom Gesetzgeber gewollt – auch aus pädagogischen Gründen sanktioniert.

Für die aktuelle Studie befragten die IAB-Forscher 2008 und Anfang 2009 insgesamt 26 Arbeitsvermittler und Fallmanager. Die Umfrage sei daher nicht im statistischen Sinne repräsentativ, liefere aber wegen Länge und Umfang der Befragung einen differenzierteren Einblick in das Sanktionsgeschehen, betonen die Autoren.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert mehr Ermessensspielräume für die Berater sowie die Einführung gestufter Sanktionen. Die rigiden Sanktionsregelungen seien unsozial und verantwortungslos. Außerdem sollten künftig nur noch Berater mit pädagogischer Qualifikation für die Jobvermittlung von jungen Menschen eingesetzt werden.

"Es ist unverantwortlich, wenn Sachbearbeiter vor Ort gesetzlich dazu genötigt werden, junge Menschen in die Kleinkriminalität zu treiben", erklärte Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider. "Ein Gesetzgeber, der solche Regelungen als erzieherische Maßnahmen rechtfertigt, regiert an der Lebensrealität junger Menschen vorbei und sollte sich schämen."

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25 Kommentare

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  • O
    Oli

    @Claudia

    Das ist korrekt, was Du schreibst. Aber wann erscheint ein Arbeitsloser nicht bei der ARGE? Wann verweigert er seine Mitwirkung (Mitarbeit)? Das passiert doch, wenn er eben gar nicht erreicht wird, wenn er keine Lust hat darauf einzusteigen, was ihm angeboten bzw. von ihm gefordert wird. Während ältere Arbeitslose wenigstens pro Forma bei der ARGE weitaus eher mitspielen oder konsequenzt vor Gericht ziehen, gibt es bei Jungarbeitslosen eben ein buntes Durcheinander von Reaktionen und die werden sanktioniert.

     

    Nach den Regierungsplänen soll das auch noch ausgeweitet werden - obwohl die bisherigen Sanktionen schon nichts bringen. Und da sind wir beim Thema: Die Gruppe der Jungarbeitslosen (16-25 Jahre) wird eben nicht wirklich aktiviert und motiviert. Die ARGE hat da einfach nicht die richtige Rezeptur und vielleicht kann sie das auch gar nicht, weil sie eine misantrophische Weltsicht aufweist und weil sie viele Aspekte des Gesetzes nur auf dem Papier anbietet. Wer zu einem Jobcenter geht, sieht, dass er dort keine effiziente Infrastruktur geboten bekommt, sondern er sieht Menschen, die sich hinter Türen, Akten und PC-Masken verbarikadieren und muss stetig Dokumente unterschreiben, obgleich deren Inhalte mit zig Drohungen garniert sind.

    Die Losung Fördern und Fordern ist m.M. nicht zutreffend, denn die Art und Weise wie Förderung aussieht, hat nichts mit dem aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes, sondern mit den klamen Kassen der ARGEn und dem Billig-Denken dort zu tun. Gerade Jugendliche haben oftmals Defizite und müssen echte Chancen haben, sonst werden sie eben zu Dauerproblemfällen, aber es gibt auch Akademiker in den Statistiken der ARGE.

     

    Ein Ansatz wäre doch eine vernünftige Zielgruppenarbeit. Alles andere scheitert bei Jugendlichen - denn sie wissen (nicht), was sie tun. Aber wo sind die Alternativen? Für Jugendliche sollte der Staat schon mehr bieten, steht jedenfalls im Grundgesetz, aber wenn etwas dauerhaft nicht funktioniert, gehört es ersetzt und zwar durch eine Verbesserung und das scheint mir für alle Langzeitarbeitslosen jetzt nötig zu werden. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, eine seriöse Studie gefunden zu haben, die wirklich belegen würde, wie gut Hartz funktioniert.

  • Y
    Yasi

    Das Ergebnis stand doch eigentlich schon vorher fest, denn Jugendliche rebellieren sowieso, wenn dann der Staat noch handfest wird, wenn gerade diese Jugendlichen eine Ausbildung oder eine Arbeit suchen, dann führt das nicht zur Einsicht, sondern zur Konfrontation.

    Ich denke, dass die Anküdigungen, bei den Jungarbeitslosen, durchzugreiffen, gar nichts bewirken werden. Jede extra Ausbildungsstelle oder jede Möglichkeit, echte, marktgerechte Qualifikationen zu erwerben, bringt weitaus mehr. Ich erinnere mich an Statistiken, die zeigten, dass die meisten Jugendlichen, die keine Ausbildung antreten konnten, weil sie mangelhafte Kenntnisse hatten, auf Schulen gingen und das dann im zweiten Anlauf packten. In einer Vorbereitungsklasse beschäftigt sich der Lehrer auch nicht ständig mit jedem einzelnen Schüler und auch dort fehlt schon mal der eine oder andere, aber das führt eben trotzdem zum Erfolg.

    Vielleicht ist der Ansatz von Hartz-IV insgesamt falsch. Wer reagiert auf eine Drohung mit Untertänigkeit und fügt sich ein? Wer mich bedroht, der hat mit mir Streit und dem versuche ich aus dem Wege zu gehen. Gerade, wenn das Ergebnis fest steht, werden viele Jugendliche einfach nicht auf diese Drohungen reagieren.

  • C
    Claudia

    Man muss bedanken, wann Arbeitsvermittler bzw. Fallmanager aus dem SGB II sanktionieren? Nämlich dann, wenn jemand unter 25 Jahren mehere Termine in der Arge bzw. Jobcenter versäumt hat, von Integrationsmaßnahmen durchgehend fern oder bei Arbeitsvermittlungsvorschlägen mehrfach inaktiv bleibt – also gegen die vereinbarte Eingliederungsvereinarung verstoßen zu haben. Eine Sanktion tritt nicht sofort bei einem Fehlverhalten ein, denn Arbeitslose aus U25 und auch Ü25 haben mit einer schriftlichen Anhörung im Regelfall 14 Tage Zeit sich zum Sachstand innerhalb einer persönlichen Stellungnahme zu äußern. Wird auf die Anhörung nicht reagiert, dann wird natürlich sanktioniert. Es gibt genug Möglichkeiten für den Arbeitslosen aus dem SGB II eine Sanktion zu verhindern.

  • A
    atypixx

    @ Hans-Hubert

     

    Manchmal werden grade die Leute kriminell, die im Geld schwimmen (Untreue, Bestechlichkeit, Steuerhinterziehung). Der Zusammenhang zwischen Status/Arbeit/Einkommen und Kriminalität ist gar nicht so klar, wie man zunächst meinen könnte.

  • P
    Paul

    Ich habe noch etwas vergessen: der Nazi, der im anderen Artikel als Halb-Totschläger des kurd-dt. Opfers beschrieben wird, hätte nach Absolvierung seiner Haft und Null-Einkommen (was ja nicht untypisch ist) einen generellen Anspruch auf Unterstützung durch ALGII, also das beschrieene HartzIV.

     

    Mal vorgestellt, der Scheißkerl wäre unter 25 Jahre alt. Wenn er dann in einer Maßnahme einen B. halb totschlüge, würde er wg. Hausfriedensbruch, Gewaltanwendung und weswegen auch immer fristlos gekündigt werden (von der Anzeige jetzt abgesehen, SGBII ist nicht Stgb).

     

    Mal vorgestellt, er würde nicht sofort eingeknastet werden, sondern sich im JC zurückmelden.

     

    Er erhielte dann eine Anhörung, wie aus seiner Sicht die fristlose Kündigung zu bewerten wäre. Darauf hat er ein Recht.

     

    Im vorliegenden Fall würde die ermessensgelenkte Entscheidung des pAps nur bei einem Totalidioten nicht in der Sanktion münden. Sprich: wg. des Schweregrundes der Kündigung wäre klar: der so genannte Hilfebedürftige (gemeint ist der Nazi) würde wg. Verlustes einer zumutbaren Maßnahme mit 3-Monats-Sperre der Regelleistung (Miete/Heizung liefe weiter) bestraft/zu Schadensersatz verpflichtet werden (dies ist nämlich die andere Sichtweise lt. SGBIII!) und erhielte Lebensmittelgutscheine.

     

    Soweit eben noch mal zur Ungerechtigkeit der Härte von U25-SGBII-Recht.

     

    Das ist nämlich alles relativ. Relativ zu dem Einzelfall, der vor dem Tisch sitzt und dahinter im Verhältnis zum vorgefallenen Sachverhalt. Das vergessen manche.

  • MM
    Marion Manneck

    Wer immer noch nicht kapiert hat, dass die Hartz-Gesetze als Strafaktion eingesetzt wurden und weiter verschärft werden, der läuft blind und taub durch die Gegend.

    Um jetzt mal polemisch zu werden, wer Hartz IV und die Sanktionen eingeführt hat, scheut noch davo zurück, Arbeitslager oder ähnliches einzuführen.

    Im Grundgesetz wird von Menschenwürde, Wahlfreiheit von Beruf und Wohnung gesprochen. Ebenso davon, dass alle Macht vom Volke, nicht aber von Parteien und Unternehmensberatern ausgeht.

    Interessant wäre auch zu erfahren, wieviele Menschen wurden in die Obdachlosigkeit sanktioniert und wieviele sind verhungert.

  • P
    Paulchen

    26 persönliche Ansprechpartner und Fallmanager/-innen befragt ... wie repräsentativ.

     

    Die Arbeitsrealität im U25-JC zeigt: Wer nicht mitmacht, wird je nach Ermessensspielraum, Arbeits- und Lebenserfahrung des/der Ansprechpartner/in und nach eigenem Image sanktioniert oder nicht sanktioniert.

     

    Je arbeitsmarkt-unerfahrener die Ansprechpartner/ -innen (die mitnichten ausschließlich Arbeitsvermittler sind), desto höher das Risiko, dass die U25 verarscht wird. Und zwar entweder durch zu drastisch-unrealistische Ignoranzhaltung oder durch zu illusionäre, verzärtelnde, ebenfalls unrealistische Ignoranzhaltung.

     

    Keiner der Mitarbeitenden im JC ist ausschließlich Sachbearbeiter, allerdings benehmen sich etliche so. Je unerfahrener der/die Mitarbeiter/-in des U25 mit dem Arbeitsmarkt ist (-> Beamte, langjährige Arbeitsagentur/Sozialamtsangestellte, die nun im JC arbeiten oder ehemalige Postler etc., die immer nur Post, dann JC gemacht haben), desto weniger Ahnung hat diese Person davon, was ein U25 an Potential mitbringen muss ... und was ein Bildungsträger, bei dem die Maßnahmen laufen, leisten muss. Individualbetreuung beim Träger ist häufig der Glücksfall, dann hat man Chancen, dass es was wird.

     

    Und die Realität im U25-JC zeigt noch etwas: bis dato rumschlawenzt, dann Regelleistung für 3 Monate zu 100% weg und - klick - plötzlich wird der U25-Mensch aktiv, legt nen Arbeits- oder gar einen Ausbildungsvertrag auf den Tisch oder ein ausbildungsorientierendes Praktikum hin. Tss, bis dato von vorne bis hinten Leistungen von der Wiege bis zum 25. Lebensjahr hinterhergetragen, aber ein Mal gefordert und schon merkt das Kid: ich muss selbst etwas tun.

     

    Dies funktioniert in etlichen Fällen so.

     

    Übrigens: die 100%-Sanktion (Regelleistung weg) beinhaltet gesetzlichen Anspruch auf Lebensmittelgutschein.

     

    Es läuft viel schief. Aber nicht alles ist die "Schuld der anderen".

  • H
    HansHubert

    Nein wirklich? Leute die keine Kohle für Miete und was zu Fressen haben werden kriminell oder machen Schulden? Das wär ich ja im Leben nicht drauf gekommen.

  • S
    sinDY

    Die Sachbearbeiter wollen es doch so!

     

    Sitzen die Leute erstmal im Knast fallen sie aus der Arbeitslosenstatistik raus. Clever gelöst.

  • S
    swan

    was dieser staat mit seinen kindern macht ,wird uns noch richtig schön auf die füße fallen.anstatt regulierend in der bildungs-und wirtschaftspolitik zu wirken,um mehr ausbildungsstellen zu schaffen,werden jugendliche sanktioniert und können sich nichts mehr zu essen kaufen.heranwachsende so zu behandeln ist inhuman und assozial.so was müßte bestraft werden.politiker die diese regelung durchgesetzt haben,müßten sanktioniert werden.das sowas überhaupt möglich ist.damit zerfällt immer mehr die gesellschaft.

    werden menschen von der gesellschaft ausgeschlossen,leidet die ganze gesellschaft darunter.

    man kann aber auch einfach weiterlügen über den sozialen staat,der seine bürger noch mehr runterreißt.

    soviel potenzial steckt in einen jungen menschen!doch wir leben in einer

    politik und kultur gegen das leben!

  • TS
    Thomas Sch.

    Hallo ? Wenn jemand einen Job nicht annimmt, der ihm angeboten wird, sollte es doch selbstverständlich sein, daß er nichts kriegt. Ich bekomme ja auch kein Geld, wenn ich nicht arbeite.

  • C
    claudia

    Hatz4 ist im Ganzen asozial, wenn auch bei Jungen und Alten auf unterschiedliche Weise.

  • H
    harun

    Respekt, ein Text aus gutem, verständnisvollem Herzen mit nur zu berechtigter Kritik an schlimmen Entwicklungen im BRD-Sozialgesetzbuch.

    Tiefste - verdeckte- Ursache ist die globale Wirtschaftskrise- (Schrumpfen der globalen Mehrwertmasse) und die Reaktion darauf der neuen BRD-Quer-Parteien-und-Professoren-Rechten von Koch u. Clement über Heinsohn bis Sarrazin:

     

    Da zeigt sich geradezu so etwas wie Gehässigkeit und zynischer Umgang mit jungen Menschen, die durch maßloses mitleidloses Strafen, wie es Schneider gut sagt, in die Kriminalität getrieben werden.Wer solche Gesetze fordert, macht und sie gedankenlos anwendet, der muß als Kind zu viel allein gelassen worden sein und bedarf m.E. dringend psychologisch-ethischer Therapie!

     

    Wie meinte Dahrendorf ausnahmsweise einmal richtig: Wer Arbeitslosigkeit in Kauf nimmt, muß auch auf Polizeistaat setzen.

     

    Und wer jugendliche Arbeitslose wegen mangelnder compliance hypertroph bestraft, will Jugendliche zu Untertanen zerbrechen statt sie liebevoll korrigierend zu souveränen Menschen zu entwickeln.

     

    Wilfried Schmickler hat in seiner "Berliner Rede" in der letzten Sendung "Neues aus der Anstalt" äußerst plastisch geschildert, was uns die erst richtig in Schwung kommende globale Krise auch in der BRD alles an Grauenhaftem bringen wird.

     

    Der oben mit größtem Recht gegeißelte Brutalumgang mit gering anomischen arbeitslosen Jugendlichen gehört zu solchem Grauenhaften. Wer derartiges propagiert und unterstützt. begeht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

     

    Wenn der Kaputtalismus nurmehr zu solchem imstande ist, ist es an der Zeit, ihn abzuschaffen!

  • HW
    Hans-Dieter Wege

    Die Mitglieder der Bremer Montagsdemo haben sich öffentlich in einer Abstimmung mit einer großen Mehrheit, ohne Neinstimme und bei nur einer Stimmenthaltung für die Forderung nach einem Einheitsgrundeinkommen, das jedem erwerbsfähigen und erwerbswilligen Arbeitnehmer die gerechte Teilhabe an der Lohnarbeit garantieren soll, ausgesprochen und dafür gestimmt. Niemand soll von der Lohnarbeit durch Zahlung von irgendwelchen Almosen abgekoppelt werden! Dieses Einheitsgrundeinkommen soll jedem in Deutschland lebenden Menschen bereits mit der Geburt in gleicher Höhe gezahlt werden, unabhängig davon, ob man bereit ist, eine Lohnarbeit auszuführen oder nicht.

     

    Alle anderen Arbeiten, die nicht unbedingt der Lohnarbeit entsprechen, sollen bis zur Höhe des Einheitsgrundeinkommen gleichberechtigt gewürdigt werden und über eine Arbeitskraftabgabe in Höhe des Mindeststundenlohnes für Lohnarbeit finanziert werden. Da diese Abgabe zusätzlich zu den Stundenlöhnen gezahlt werden müsste, würde sie die Profite der Arbeitgeber selbstverständlich entsprechend kürzen.

     

    Jeder erwerbswillige und erwerbsfähige Lohnarbeitnehmer muss mindestens einen Rechtsanspruch auf die erforderlichen durchschnittlichen Monatsarbeitszeiten bekommen, die auch wirklich in einem Jahr erledigt werden müssen, um daran auch teilhaben zu können! Für diese zusätzliche Lohnarbeit soll er auch zusätzlich zum Einheitsgrundeinkommen – möglichst nach Tarifvertrag, aber mindestens in Höhe des Mindestlohnes – entlohnt werden.

     

    Nimmt man einmal das Beispiel der Partei „Die Linke“, die immer von der „Guten Arbeit“ redet, was immer sie damit auch meint, dann muss doch trotzdem jede Lohnarbeiterin und jeder Lohnarbeiter das verbriefte Recht bekommen, auch Nein sagen zu dürfen, selbst dann, wenn eine angebotene Lohnarbeit der Qualifizierung entspricht und vielleicht sogar hervorragend bezahlt wird. Genau dieses Recht müsste zum Beispiel auch in einer sozialistischen Gesellschaft gelten. Nicht jede und jeder Arbeitnehmer würden beispielsweise für alles Geld der Welt in der Rüstungsindustrie arbeiten wollen! Wäre das nicht „Gute Arbeit“ nach Vorstellung der Partei „Die Linke“? Bestimmt gibt es noch genügend andere Beispiele.

     

    Die Scheindebatte zu Mindestlöhnen, Kombilöhnen und Sozialversicherungen, die später kein junger Mensch mehr ausreichend für die Alten erbringen kann, muss man beenden! Für eine neue internationale solidarische und gerechte Gesellschaft, wie immer diese sich dann auch nennen wird!

  • M
    Micha

    Ist es nicht sinnvoller, gerade die Jungen drastisch zu sanktionieren, bevor sie es sich in Hartz gemütlich machen? ich meine, immerhin ist da noch was zu machen, sind die noch formbar. Einen Arno Dübel kriegst du nicht mehr vom Sofa weg, aber junge Leute sollten nach der Schule schon in irgendeiner Form weitermachen, und sei es nur in einem 1-Euro-Job. Was natürlich auch keine Zukunft ist.

  • J
    jeremy

    Na die jungen Arbeitslosen sollten ruhig hart rangenommen werden. Wenn schon die Jungen nicht bereit sind als Hilfsarbeiter zu arbeiten, wer soll dann die Drecksarbeit machen? Etwa die Kriminellen oder gar der Mittelstand?

  • M
    meinereiner

    "Für diese Zeit können die Betroffenen zwar Lebensmittelgutscheine beantragen, haben aber keinen Anspruch darauf."

    Kann man neuerdings in Deutschland verhungern?

    Und wir nennen uns erste Welt?

    Da würde ich dem Arbeitsvermittler doch glatt ans Bein urinieren in der Hoffnung, daß mich die Klappse dann wenigstens durchfüttert (oder der Knast)....

  • M
    Mac-Lennox

    Wie wahr!

     

    Aus meinem Bekanntenkreis sind mir gleich zwei junge Menschen bekannt, auf die diese Beschreibung der Sanktionsmöglichkeiten haargenau zutrifft. Inklusive Abdriften in die Kleinkriminalität. Psst! Ich weiß von gar nichts. Wer möchte schon nichts essen oder unter der Brücke schlafen?

  • H
    Hanna

    Ich muss sagen, dass die Kritik des paritätischen Wohlfahrtsverbands zwar berechtigt, aber viel zu schwach ist. Es ist doch eine Tatsache, dass gerade junge Menschen nur echten Bezugspersonen ihre berufliche Zukunft diskutieren und planen wollen, nicht mit blindlings angeheurten Vermittlern, von denen viele gar keine Erfahrung in irgendeiner Jugend- oder Sozialarbeit haben.

    Das mag gerade in der Studie nicht der Fall sein, ich behaupte aber, dass es für den Durchschnitt der BRD aber so ist. Deswegen kommen diese massenhaften Probleme gerade bei Jungerwachsenen (16-25 Jahre) auch zustande. Und die ARGE spielt auch falsch, wenn etwa ein 24-Jährige einen kostspieligen Wunsch äußert, wird er einfach nicht wieder eingeladen, bis er nämlich 25 Jahre ist und dann ist er einfach nur ein normaler Arbeitsloser und die Vermittler starten ihren Rap: Gibt's nicht, Schmick es Dir ab, hat keinen Sinn, hast Du schon mal im Lager gearbeitet, wie er wäre es mit einem Gabelstapplerschein?

    Das ist vordergründig billig und deswegen machen es die Vermittler. Die Studie zeigt ja nicht auf, welche internen Mechanismen an anderer Stelle greiffen. Auch das Sanktionieren fällt ja in die Sparte, aber die Frage ist doch falsch gestellt: Warum gibt es so viele Arbeitslose in der Altersgruppe? Und: Wie können diese Menschen eine Ausbildung und einen Beruf finden, der zu ihnen passt und der sie auch ernähert.

    Wer in irgendeinen miesen Job oder gar 1-EURO-Job gepresst wird, der ist bald wieder dar. Im Grunde genommen schafft sich die ARGE ihre eigene Dauerkundschaft. Das wäre auch noch so, wenn wir ein paar Jahre Superwachstum hätten. Aber wer kaum etwas kann und jahrelang nichts Vernünftiges gemacht hat, der wird auch bei einem Mangel an Arbeitskräften nicht genommen. Es gab auch in den 1960er Jahren ein paar Arbeitslose.

    Ich denke, dass Hartz-IV einfach reformiert gehört. Bei Jungerwachsenen plädiere ich für Abschaffung und für ein effizientes, altergruppengerechtes System mit professionellen Leuten, die bei Jungen Menschen wirklich im Ohr, im Verstand und im Herzen ankommen. Nur Widerstand und Ablehnung zu erzeugen, ist doch im Grunde genommen das pure Gegenteil und würde bei Jugendsozialarbeiter nach einer Weile auch zur Entlassung führen. (Wahrscheinlich finden genau solche Leute dann ein Auskommen bei der ARGE ...)

  • P
    peter

    Hier ein Brief an verschiedene Ansprechpartner im Bezug auf die ungeleichbehandlung deutscher Behörden gegenüber Jugendlichen unter 25 Jahren und deren Antworten.

    Sehr geehrte Damen und Herren,

     

    hiermit stelle ich einen Antrag an die Kommunalaufsichtsbehörde, das Vorgehen der ARGE Kiel im Bezug auf die Einhaltung der Mietobergrenzen unter dem Gleichheitsprinzip nach dem Art.3GG, zu überprüfen.

     

    Aufgrund der derzeitigen Debatte der Mietobergrenze bei Beziehern von Sicherung zum Lebensunterhalt nach dem SGBII sind einige Unklarheiten aufgetreten. Die Arge Kiel hat eine Tabelle auf ihrer Internetseite (http://www.arge-sgb2.de/lang_de/nn_498334/Argen/ArgeKiel/DE/fuer-arbeitssuchende/foerdern-und-fordern/tabelle-mietobergrenzen.html) veröffentlicht, aus der klar hervorgeht, dass für Einpersonenhaushalte die Mietobergrenze bei 301,50 € liegt, jedoch für Einpersonenhaushalte von Leistungsempfängern unter 25 Jahren die Mietobergrenze bei 205,00 € festgelegt ist. Mit welcher Begründung werden solch gravierenden Unterschiede bei der Bewilligung der Kosten der Unterkunft (KDU) beschlossen? Der Grundsatz des Forderns und Förderns nach den §§2, 14 SGBII und der Übernahme der KDU gem. § 22 Abs.2a SGBII werden doch insofern berücksichtigt, dass die zuständige Integrationsfachkraft eben die Entscheidung darüber trifft, inwiefern die betroffene Person überhaupt berechtigt wird eine eigene Wohnung zu beziehen.

     

    Weiterhin sorgt für Irritationen eine zweite veröffentlichte Liste bezüglich der Mietobergrenzen. Hier wird von einem möblierten Zimmer geschrieben http://www.arge-sgb2.de/lang_de/nn_498334/Argen/ArgeKiel/DE/fuer-arbeitssuchende/foerdern-und-fordern/foerdern-und-fordern-inhalt.html, wobei noch immer unklar ist ob es sich dabei um die Kaltmiete oder Warmmiete handelt. Das oben beschriebene Problem bleibt aber auch hier unbeachtet. Des Weiteren stellt dieser Sachverhalt, meinem Erachten nach, einen Verstoß, wie oben angegeben, gegen den Art.3GG dar.

  • J
    Joe

    Hi folks,

     

    könnte der Artikelschreiber dazu sich mal bitte dazu hergeben, die IAB Quelle zu präzisieren, damit man die Studie auch selbst mal nachlesen kann ? Danke

  • A
    Adelheid

    Hartz IV macht frei!

     

    Dass der Erfinder namens Basta-Schröder aus sklavischen Verhältnissen stammt, ist nicht seine Schuld.

    Dass er Sklaverei zur allgemeinen Politik gemacht hat, ist vor allem seine Schuld. Wann endlich schmeisst ihn die SPD raus?

  • TF
    the fnord

    Oh, Hartz IV und U25, da kann ich aus aktuellem Anlass richtig gut mitreden. Nachdem ich unrechtmäßig gekündigt wurde (Urteil wurde bereits gefällt; ich erhalte eine Entschädigung), durfte ich mich als freier Journalist und gelernter Online-Redakteur arbeitslos melden. Ich erhalte eine lächerliche Summe als Arbeitslosengeld und muss zusätzlich Hartz IV beantragen. Die Kommunikation zwischen Bundesagentur und Arge erinnert an ein Drehbuch für einen schlechten B-Horrorfilm und ich habe den doppelten Stress, da ich nun zwei Bezüge, zwei Anträge und zwei verschiedene Maßnahmen habe.

    An meine Jobs bin ich nicht durch schulische Qualifikationen oder ein Studium gekommen, sondern weil ich ein sprachliches Talent besitze, mich für Politik engagiere und exzellente Arbeitsproben abgegeben habe. Nun wird mir aber gesagt, dass ich einen anderen Beruf ausüben / erlernen muss, weil ich nicht die schulischen Qualifikationen (nur ein sehr guter erweiterter Sek I, kein Abitur) besitze und kein journalistisches Studium absolviert habe; jedoch sind meine bisherigen Arbeiten nachweislich qualitativ ausgezeichnet und einwandfrei.

    Ich bin jetzt 22 Jahre alt und sehe nicht ein, warum ich meinen Beruf nicht mehr ausüben darf. Aus diesem Grund wird mir regelmäßig mit Sanktionen vom Arbeitsamt gedroht. Ich habe zwar das "Glück", dass ich aufgrund von körperlichen und psychischen Problemen nicht jeden 0815-Beruf machen muss, doch ich empfinde es als Frechheit, dass ein talentierter Mensch seinen Beruf aus formellen Gründen nicht mehr ausüben darf. In jede meiner Bewerbungen füge ich Beispielarbeiten und Nachweise ein, erhalte auch häufig Angebote für Praktika und eine eventuell daraus resultierende Übernahme, doch das Amt macht mir da einen Strich durch die Rechnung. Ist das gerecht? Ist das sinnvoll? Meiner subjektiven Meinung nach jedenfalls nicht.

     

    Mit freundlichen Grüßen,

    -the fnord

  • H
    Horst

    "Selbst Arbeitsvermittler.."

     

    Das klingt so, als wären Arbeitsvermittler in der Regel herzlose Menschen. Die meisten mir bekannten machen einen großartigen Job und versuchen das beste aus der rechtlichen Situation zu machen.

  • G
    genau

    sollte sich schämen.

     

    sollte. wär wohl besser.

     

    tut er aber nicht.

     

    wie Nietsche schon sagte: der Staat ist das kälteste aller Ungeheuer.

     

    Konfuzius meint, Umwälzungen (Revolutionen) solle man mur als äußerstes Mittel einsetzen, wenn es nicht mehr anders ginge.

     

    Aristoteles, darin einig mit Jesus und Mihammed - ist gegen die Einführung von Zins auf das Ausleihen von Geld.

     

    Welche Politiker glauben eigentlich noch an den Staat? Ich meine, gut, nach ihrer aktiven Laufbahn kriegen sie meist noch einen rentenerhöhend wirkenden, lukrativen Posten bei ihrer vorher vertretnene Klientel - meist Banken, Energie- oder sonstige Industriekonzerne.

     

    Aber zynisch ist das schon, oder? Und was sagt der Philiosoph über den Zyniker?