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Archiv-Artikel

Blicke über den Tellerrand

Die 13. Ausgabe des Festivals „Blicke aus dem Ruhrgebiet“ wird auch die internationalste: Eurasien ruft

Wer im Ruhrgebiet lebt, darf alles zeigen. Zur Not auch schlüpfrige Wohnzimmerfilmchen aus der Zelluloid-Zeit. An den Wettbewerben beim 13. Festival für Video und Film kann man damit zwar nicht teilnehmen, doch im Rahmenprogramm der „Blicke aus dem Ruhrgebiet“ gibt es für alte und neue Schätze die lange „N8 der Super8“. Ansonsten werden in zehn Wettbewerbsblöcken und drei Rahmenprogrammen Reisen durch das Ruhrgebiet, durch halb Europa und in ferne Kontinente gezeigt.

Inzwischen ist das von Stadt, Land und Fluß-Genossenschaft (Emscher) geförderte Festival auch regional in der „FilmkulturNW“ vernetzt. „Planungssicherheit haben wir dennoch nicht“, sagt Organisatorin Gabi Hinderberger, die seit den Anfängen Ende der 1980er dabei ist. Heute sei man stolz auf die renommierte Jury, von anderen Film-Festivals kämen inzwischen Beobachter, das sei eine fruchtbare Konkurrenz. „Wir schauen längst über den Tellerrand“, sagt Thomas Briele vom Bochumer Trägerverein Klack Zwo B. Die Spezialität der immer noch fast ausschließlich ehrenamtlich organisierten „Blicke“ ist es heute ein Sprungbrett-Festival zu sein. „Wenn ein Film nicht hier gezeigt wird, dann nirgendwo mehr“, so Briele. Das sei ein ungeschriebenes Auswahlprinzip gegenüber kommerzieller Auftrags-Produktionen.

Rund 60 Stunden Material von 191 Filmen wurden in neun Tagen begutachtet. Übrig blieben 40 Filme fürs Programm, in denen Fragen gestellt werden wie: „Wo macht man Musik, wenn man den Krieg überleben will?“ oder „Wie kann ein Gedicht eine Landschaft besuchen?“. In den Rahmenprogrammen sind sechs KurzfilmautorInnen aus Istanbul, der Hamburger Dokumentarfilmer Klaus Wildenhahn und die Super8-Gruppe Warnix- Machtnix vor Ort. In Kooperation mit kisafilm Istanbul werden erstmals Arbeiten aus dem Orient gezeigt. Da werden Geschichten zu sehen sein, die sich um einen Gleisstreckenläufer drehen, um einen nigerianischen Migranten, der eigentlich Fußballstar ist und um Wahlkampf in der Provinz. Mit dem Dokumentarfimer Klaus Wildenhahn kann der Besucher eine kleine Reise durch das Jahrzehnt 1978-1988 antreten. Er hat den Strukturwandel im Ruhrgebiet filmisch begleitet. PETER ORTMANN

24. bis 27. November 2005Bahnhof Langendreer, Bochumwww.blicke.org