Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Die drei FDPen verhandeln Amok, Gerhardt macht den Grüßonkel und die "Welt" bastelt Empörungswellen.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?

Friedrich Küppersbusch: Schafskälte.

Was wird besser in dieser?

Friedrich Küppersbusch ist Fernsehproduzent und wird von der taz jede Woche zum Zustand der Welt befragt.

Schafskäse.

Die SPD will jetzt doch eine Minderheitsregierung versuchen. Geht Ihnen dieses Hin und Her auch auf die Nerven?

Nö, es ermüdet, und das soll es ja auch. Die gefühlten zwei bis drei FDPen haben Amok verhandelt. Die CDU findet Gespräche doof mit allen Ex-DDRlern, die nicht in die CDU eingetreten sind. Bleibt exakt das übrig, was Kraft macht: Rot-Grün mit wechselnden Mehrheiten. Wie Brandt sagte: Mehr Kraft wagen! Duldung - auch durch die Linkspartei - ist der Zwischenschritt zur offenen Koalition, den die schüchterne SPD offenbar braucht. Zudem wird es manchen Gewerkschaftern und Ex-SPDlern die Rückkehr erleichtern: Warum nicht in die Regierungsfraktion gehen, die man eh unterstützt? Schließlich implodiert Kraft weder unter Kommissar Rüttgers noch verglüht sie auf der Ypsilon-Achse. Ich ernenne sie zur Regionalmerkel und staune über die clever durchgespielte Eröffnung.

Die FDP versucht sich ein neues Programm zu geben, in Hessen murrt sie gegen Westerwelle. Gibt es eine liberale Revolte?

"Kommando Wolfgang Gerhardt - Freizeit für Westerwelle"? Ich glaub nicht dran. Die Führung der FDP ist zuvörderst nach dem Kriterium vollständiger Putschunfähigkeit ausgesucht. Eine Fronde der zweieinhalbsten Reihe - sagen wir mal, Sollms, Hoyer, Kubicki, Pinkwart und Leutheusser - wären die untereinander kompatibel? Und wenn: Die blasse Masse der FDP-Mitglieder wählt nicht das Risiko, wenn die Alternative Machterhalt heißt. Wolfgang Gerhardt macht den Grüßonkel bei Naumanns, weil er mal nah dran war, einen Spaßwahlkämpfer zu ersetzen. Programmatisch wird die FDP lange brauchen, etwas anderes zu werden als der parlamentarische Arm der "Initiative Neue Marktwirtschaft".

Wehrdienst und Zivildienst dauern ab Juli nur noch sechs Monate. Richtig so?

Stellen Sie sich vor, sie sind nachts allein mit Ihrem Grundgesetz im Stadtpark, und da kommt ein adliger Schnösel und will ein paar Grundrechte schreddern: Gibts aufs Maul oder sind Sie Pazifist? Nun, die korrekte Antwort heißt C - beides. Die Idee der Wehrpflichtarmee ist es gerade, Kriege tendenziell unführbar zu machen, wenn die Menschen nicht dahinter stehen. Und eben bereit sind, Bürger in Uniform zu werden oder zu stecken und ihr Leben zu riskieren. Die Berufsarmee mit ein paar verfassungsrechtlich bedingten Spaßhanseln nebenher macht Kriege führbarer. Die Errungenschaft Zivildienst wird desavouiert, indem die Jungs kaum mehr Zeit haben, ihre Jobs zu lernen. Und natürlich ist es Alten, Behinderten, Pflegebedürftigen unzumutbar, alle paar Wochen einen neuen Anfänger im Intimbereich zu begrüßen. Mit dem Luftangriff auf das GG ist Guttenberg gescheitert; nun gibts Guerilla-Taktik. Er sollte noch mal viel gründlicher über Rücktritt nachdenken.

Medienmenschen waren erregt, weil der "Spiegel" zu Schwarz-Gelb "Aufhören!" titelte. War das zu viel Einmischung in die Politik?

Ochchen. Selten einen so clever zwiespältigen Spiegel-Titel gesehen. Sollen die aufhören zu regieren oder aufhören, sich zu streiten? Soll Merkel mit Westerwelle aufhören? Da war für jeden was dabei und trotzdem voll engagiert polemisch. Die NeoLib-Fraktion an Bord des Spiegels hat sich diese Regierung über Jahre zusammengeschrieben. Nun guten Appetit.

Wäre es Ihnen ein innerer Reichtsparteitag, die Vuvuzelas zu verbieten?

Bei Welt online wurde Katrin Müller-Hohenstein noch während des Spiels angegriffen. Eine "Welle der Empörung" über die Wendung "innerer Reichsparteitag" wurde vermeldet, die drolligerweise nicht beim ZDF, sondern bei Welt online gelandet sei. Wo auch sogleich die top-exklusive Info folgte, vor ca. 1.000 Jahren habe Carmen Schalke mal Thomas Nullfümpf gesagt, oder so, woran man ja schon erkenne, Frauen und Fußball, weia. Tags drauf setzte sich Welt online auf den selbstgebastelten Skandal und titelte "Reichsparteitag - die völkische Loveparade". Und das war kein Lapsus in der Hektik einer Halbzeit. Sondern kühle, überlegte Schlagzeile - von Nazis für Nazis.

Wer gewinnt die Fußball-Weltmeisterschaft?

Otmar Hitzfeld. Das Team wird noch zugelost.

Und was macht Borussia Dortmund in der Bundesliga-Zwischenzeit?

Erwägt eine "Solidarabgabe Klopp" ans ZDF. Ich glaube, die senden so lange Halbzeit-Einschätzungen von Olli Kahn, bis wir Klopp freiwillig wieder hergeben.

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