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Archiv-Artikel

DIE NETZAGENTUR MUSS FÜR WETTBEWERB AUF DEM GASMARKT SORGEN Modell aus alten Zeiten

Eon Hanse hat gestern die Kalkulation seiner Gaspreise offen gelegt. Ohne Zweifel: Das ist eindeutig ein Erfolg für Verbraucherschützer und Kunden. Gleichwohl ist diese Aktion ein Modell aus einer anderen Zeit. Denn es ist ein Unding, wenn sich in einem formal liberalisierten Gasmarkt noch immer die Gerichte mit derartigen Fragen herumschlagen müssen.

Seit dem 13. Juli gilt schließlich das neue Energiewirtschaftsgesetz. Dieses hat den Gasmarkt in Deutschland freigegeben und der Bundesnetzagentur die Aufsicht über die Netzentgelte übertragen. Sie ist zuvorderst gefragt, wenn es um eine Durchsetzung eines fairen Marktzugangs geht. Möglichst bald muss sie dafür sorgen, dass ein funktionierender Wettbewerb beginnt. Was auf dem Strommarkt bereits seit einigen Jahren möglich ist, muss die Netzagentur nun auch auf dem Gasmarkt durchsetzen: Kunden können zwischen verschiedenen Anbietern wählen.

Doch davon ist man im Gassektor bisher noch weit entfernt. Und die Netzagentur steckt noch in der Anfangsphase. So räumt auch die Behörde selbst ein, dass derzeit „ein Wechsel für einen Haushaltskunden in der Praxis noch nicht immer möglich“ sei – was sogar noch reichlich beschönigend ausgedrückt ist. Denn tatsächlich gibt es noch „fast keine Anbieter“ in diesem Kundensegment. Die Branche ist heute auf einem Liberalisierungsstand, auf dem die Stromwirtschaft im Jahre 1998 war. Zu hoffen ist, dass die Monopole der Gasversorgung schneller geknackt werden können als jene beim Strom.

Allzu große Preisrückgänge wird die Netzagentur gleichwohl nicht herausholen können. Denn die Netzagentur ist nur für jenen Anteil zuständig, der auf die Netzkosten entfällt. Und der liegt beim privaten Gaskunden etwa bei einem Viertel des Preises.

Am Wettbewerb geht trotzdem kein Weg vorbei. Wenn künftig jeder Privatkunde zwischen mehreren unabhängigen Gasanbietern wählen kann und zudem die Netzagentur einen kritischen Blick auf die Durchleitungsentgelte wirft, haben die Kunden mehr davon als von einem einmaligen Showdown vor Gericht. BERNWARD JANZING