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Archiv-Artikel

Qualität von Penny-Rotwein fraglich

Der Discounter Penny verkauft „Gran Reserva“ zum Schnäppchenpreis von 3,49 Euro. Doch nun ermittelt das Institut für Lebensmitteluntersuchungen Köln. Der Verdacht: Die Qualitätsbezeichnung ist Etikettenschwindel. Geschmack untypisch

von TILL EHRLICH

Spanische Rotweine boomen. Sie sind vorzügliche Winterweine. Süffig, dunkelrot und zumeist preiswert. Doch jetzt steht der „Gran Reserva“ von Penny unter dem Verdacht, gefälscht zu sein.

Die Discounter-Kette der Rewe AG verkauft für 3,49 Euro 1998er Gran Reserva „Arco Trinquette“ aus Cariñena. Ein Schnäppchenpreis. Ein spanischer „Gran Reserva“ unterliegt der weingesetzlichen Regelung, dass der Wein mindestens 60 Monate gereift sein muss, bevor er in den Handel gelangen darf. Davon 24 Monate im Fass und 36 in der Flasche. Der Penny-Wein wirkt jedoch viel jünger. Ist der rote Spanier ein Hochstapler?

Er wird derzeit begutachtet vom Institut für Lebensmitteluntersuchungen in Köln. „Wir ermitteln beim Gran Reserva von Penny“, bestätigt Heike von Nida, die dort zuständige Lebensmittelchemikerin. Branchenbeobachter gehen davon aus, dass die deutsche Weinkontrolle in den nächsten Tagen Beanstandungen aussprechen wird. Andreas Krämer, Sprecher von Rewe, sagte gegenüber der taz, dass der spanische Weinlieferant zwei Gutachten deutscher Labors vorgelegt habe, die die Echtheit des Weins belegen würden. Zu dem Verdacht selbst sagte Krämer: „Wir werden jetzt eigene Untersuchungen beauftragen.“

Der Korken der vermeintlichen Reserva-Weine von Penny ist nicht so durchnässt und fest, wie er nach dreijähriger Flaschenreife sein sollte. „Der Wein ist höchstens ein paar Monate verkorkt“, urteilt ein Experte. Auch die Farbe trägt keine Zeichen von Reife. Die mit der Reife verbundene Mikrooxidation in Fass und Flasche verleiht echten Gran-Reserva-Weinen orange bis bräunliche Farbtöne. Der Penny-Gran-Reserva strahlt dagegen im schönsten Rubinrot – ein Zeichen von Jugendlichkeit.

So schmeckt der Wein denn auch nicht weich und gereift, sondern frisch und leicht wie ein ordinärer Tinto aus dem Discounter. „Der Wein könnte aus dem Jahrgang 2003 oder 2004 stammen“, vermutet ein Experte. Dafür seien 3,49 Euro eindeutig zu viel, der Wein sei nicht mehr als 2 Euro wert.

Jede zweite Flasche Wein, die von privaten Haushalten in Deutschland getrunken wird, kommt aus dem Discounter. Die insgesamt 57 Prozent Marktanteil teilt sich Aldi (30 Prozent) mit dem Rest der Billiganbieter (Penny, Plus, Lidl etc.).

Wein wird immer mehr ein normales Konsumgut. Parallel dazu sinkt die Bereitschaft, für Wein mehr als für andere Getränke auszugeben: Das preisliche Kernsegment der Discounter und Verbrauchermärkte liegt momentan zwischen 90 Cent und etwa 3 Euro pro Flasche.

Die traditionellen Weinbereitungsmethoden klassischer Weinnamen sind in Europa gesetzlich geschützt. Die kostenintensive Herstellung einer Gran-Reserva-Qualität hat durchaus Sinn: Die lange Reife macht den Wein geschmacklich weich und bekömmlich. Die Lagerkosten lassen sich nur bis zu einem bestimmten Punkt senken. Fünf Jahre Reife haben ihren Preis. Der Preiskampf der Discounter nimmt darauf keine Rücksicht.