piwik no script img

Archiv-Artikel

Friendly Fire auch im Wendland

Mit einem Faustschlag hat ein Polizist beim Castor-Einsatz seinen als Vermittler tätigen Kollegen niedergestreckt. „Wir gehen davon aus, dass das ein Ausrutscher war“, sagt der Appeasement-Beauftragte Eckhard Gremmler

Von bes

Eckhard Gremmler ist Berater des Einsatzleiters: Er hat das polizeiliche Konfliktmanagement bei den gestern beendeten Castor-Demos koordiniert.

Beim Castor-Einsatz gab es kaum gewalttätige Auseinandersetzungen. Das klingt nach einem Erfolg der Konfliktmanager. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Eckhard Gremmler: Solch ein Einsatz ist immer ein Zusammenspiel der beteiligten Kräfte: Insofern muss man den Einsatzkräften ein Kompliment machen. Was meinen Bereich angeht – bei den Demonstrationen selbst wurde mehrfach selbst von Atomkraftgegnern der Wunsch nach Vermittlung geäußert. Das zeigt, dass die Akzeptanz des Konfliktmanagements sehr gut ist.

Es soll aber zu Attacken von Polizisten gegen Konfliktmanager gekommen sein…

Das ist so nicht richtig. Es gab einen Vorfall, nicht mehrere. Und bei dem wissen wir nicht, was genau sich zugetragen hat.

Augenzeugen zufolge hat in der Nacht zu Dienstag ein Beamter einen Konfliktmanager mit der Faust ins Gesicht geschlagen…

Das stimmt, davon haben wir Kenntnis genommen. Und wir sind überhaupt nicht glücklich über diesen Vorfall. Bisher ist so etwas noch nicht vorgekommen.

Welche Konsequenzen hat das?

Es wird Konsequenzen haben, aber es ist noch nicht klar, was genau und warum es passiert ist. Die Sache ist noch nicht ausermittelt. Wir gehen allerdings davon aus, dass das ein Ausrutscher war. Wir hängen das nicht so hoch.

Das Risiko der Konfliktmanager bleibt demnach, schutzlos zwischen die Fronten zu geraten?

Erst einmal: Unsere Konfliktmanager sind keine Mediatoren. Sie sind nicht neutral und sie stehen nicht zwischen den Fronten, sondern sie gehören zu den Polizeikräften. Sie sind also auch nicht schutzlos. Konfliktmanagement ist für uns ein Einsatzmittel, und diese Funktion haben unsere Leute auch wahrgenommen. Situativ bedingt kann es allerdings sein, dass die Rollen verschwommen waren.

Man könnte ja auch vermuten, dass die Konfliktmanager von Protestierenden ins Visier genommen werden …

Nein, das war überhaupt nicht so. Im Gegenteil, die Empörung der wendländischen Bevölkerung, dass nun „ihre“ Konfliktmanager attackiert werden, war erheblich. Was wiederum zeigt, wie gut wir mittlerweile angenommen sind.

Der Kollege, der eines Ihrer Einsatzmittel niedergeschlagen hat, kam aus Berlin. Treten bestimmte Länderpolizeien besonders aggressiv auf?

Wie gesagt, das Handeln bei Einsätzen ist situativ bedingt, und wir sprechen hier über einen Einzelfall. Es wäre falsch, das als Angelegenheit einer bestimmten Länderpolizei zu sehen. Es gibt kein Problem mit den Berliner Kollegen. bes